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Der Strom

Von

Als nun der Strom meiner Nächte
breit durch die Ebene glitt,
brachte er krauses Geflechte,
Tangwerk und Dorngestrüpp mit,
brachte von bergiger Quelle
wilder Blüten Gerank,
und es klang seine Welle
dunkler als droben sie klang.

Lauscher standen am Lande,
horchten dem Klange voll Zorn
als einem sicheren Pfande
für den vergifteten Born,
schrien böse und lauernd
all meinen Frohmut entzwei,
und meine Seele glitt trauernd
ihrem Erkennen vorbei. —

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Gedicht: Der Strom von Margarete Beutler

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Der Strom“ von Margarete Beutler behandelt die Themen des inneren Konflikts, der Zerrissenheit und der Schwierigkeit, das eigene Selbst zu erkennen und zu verstehen. Der „Strom meiner Nächte“ symbolisiert in diesem Zusammenhang die emotionale und geistige Reise des lyrischen Ichs, die sich durch die „breite Ebene“ zieht und mit „krausem Geflecht“ und „Tangwerk“ versehen ist. Diese Bilder stehen für die verworrenen, komplexen und vielleicht chaotischen Gedanken und Erfahrungen, die der Sprecher mit sich trägt. Das „Dorngestrüpp“ und „wilde Blüten Gerank“ symbolisieren sowohl Hindernisse als auch intensive, aber möglicherweise gefährliche Gefühle und Erlebnisse, die sich im Strom der Nächte entfalten.

Die Welle des Stroms wird als „dunkler“ beschrieben, was auf eine tiefere, schwerere Dimension des Gefühlszustands hinweist. Es wird ein Kontrast zwischen der gewohnten, „klaren“ Welle und der neuen, „dunkleren“ Erfahrung gezogen, die das lyrische Ich nun durchlebt. Diese Dunkelheit steht für das Unbewusste oder das Verborgene, das sich dem Sprecher auf eine unverständliche Weise offenbart. Der Strom wird zum Bild für die innere Reise, die sowohl die Schwere des Lebens als auch die unerforschten Tiefen des eigenen Selbst umfasst.

In der zweiten Strophe werden „Lauscher“ beschrieben, die „am Lande“ stehen und dem „Klang voll Zorn“ lauschen. Diese Figuren repräsentieren möglicherweise äußere Beobachter oder kritische Stimmen, die den inneren Zustand des lyrischen Ichs wahrnehmen, aber diese Wahrnehmung ist von Negativität und Feindseligkeit geprägt. Das „sichere Pfand“ für den „vergifteten Born“ deutet darauf hin, dass das, was von außen als wertvoll oder stabil angesehen wird, in Wahrheit vergiftet oder zerstörerisch ist. Die Reaktionen der „Lauscher“ verstärken die Einsamkeit des lyrischen Ichs und verdeutlichen die Zerrissenheit zwischen der inneren Welt und der äußeren Wahrnehmung.

Schließlich wird das lyrische Ich von „bösen“ und „lauernden“ Stimmen und Kräften verfolgt, die seinen „Frohmut entzwei“ schreien und damit eine Zerstörung des inneren Friedens und Glücks herbeiführen. Diese äußeren Einflüsse haben eine direkte Auswirkung auf das innere Leben des Sprechers, sodass „seine Seele trauernd“ dem „Erkennen“ entgleitet. Es entsteht das Bild einer verlorenen oder nicht erfüllten Erkenntnis, die dem Sprecher entgleitet, während er sich in seiner eigenen Dunkelheit und Zerrissenheit verliert. Das Gedicht stellt eine traurige und nachdenkliche Reflexion über den inneren Konflikt, den Verlust von Klarheit und die Unfähigkeit dar, sich vollständig selbst zu erkennen.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.