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Am Wege

Von

Ein Dampferpfiff und ein Entenschrei
und ein Hornstoß aus naher Kaserne. –
Im Nebel wuchtet das Leben vorbei
Laternen flimmern wie Sterne.

Im Dunkel haben sich zwei lieb,
die ohne Heimatstätte. –
Er ist der pfiffigste Taschendieb,
sie wird eine freche Grisette.

Das ist das alte Babellied
von den vom Lichter Verschmähten:
Zu wenig geküsst und zu viel geglüht,
und am Wege verdorben, zertreten.

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Gedicht: Am Wege von Margarete Beutler

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Am Wege“ von Margarete Beutler malt ein Bild von einem flüchtigen Moment im Leben, der von Lauten und Eindrücken der Umgebung durchzogen ist. Zu Beginn werden verschiedene Geräusche wie der „Dampferpfiff“, der „Entenschrei“ und der „Hornstoß aus der Kaserne“ beschrieben, die eine dichte, beinahe chaotische Atmosphäre erschaffen. Diese Geräusche werden mit dem Bild des Nebels verbunden, in dem das Leben „wuchtet“ – eine metaphorische Darstellung des hektischen und unscharfen Vorbeiziehens des Lebens. Die „Laternen“, die „wie Sterne flimmern“, erzeugen ein Bild der Vergänglichkeit und des Verlustes, das sich durch das gesamte Gedicht zieht.

Die zweite Strophe beschreibt ein Paar, das „im Dunkel“ zueinander gefunden hat. Die Tatsache, dass sie „ohne Heimatstätte“ sind, deutet darauf hin, dass sie keine feste Grundlage haben und von der Gesellschaft eher als Außenseiter betrachtet werden. Der Mann wird als der „pfiffigste Taschendieb“ und die Frau als eine „freche Grisette“ beschrieben, was ihre gesellschaftliche Randständigkeit und eine gewisse Unangepasstheit symbolisiert. Diese Charaktere sind von der Gesellschaft verstoßen, leben ein Leben am Rande des gesellschaftlichen Normenrahmens und sind auf eine Art von Liebe angewiesen, die sich nicht an traditionelle Werte hält.

In der letzten Strophe wird das Gedicht zu einer allgemeineren Reflexion über die Tragik dieser existenziellen Situation. Das „alte Babellied“ verweist auf das biblische Motiv des Turms von Babel, bei dem die Menschen durch ihre Verwirrung und Zerstreuung auseinanderbrachen. Hier wird es verwendet, um das Schicksal der „vom Lichter Verschmähten“ zu kennzeichnen – Menschen, die entweder nicht genug Liebe oder Zuneigung erfahren haben („zu wenig geküsst“) oder zu sehr im Glanz des Lebens und der Welt gefangen sind („zu viel geglüht“). Ihre Lebensweise hat sie „am Wege verdorben, zertreten“, was sowohl den Verlust von Idealismus als auch das Scheitern des individuellen Traums verdeutlicht.

Insgesamt behandelt das Gedicht die Themen der Entfremdung, der gescheiterten Träume und der Verlorenheit in einer Welt, die von äußeren, oberflächlichen Erscheinungen und dem Fehlen echter Zugehörigkeit geprägt ist. Beutler beschreibt eine düstere, aber dennoch lebendige Szene, die von unkonventionellen Liebenden und der Vergänglichkeit des Lebens durchzogen ist. Die letzten Worte deuten auf die Unvermeidlichkeit des Verfalls hin, wenn man den falschen Weg geht oder die falschen Werte verfolgt.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.