Motto
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Die drei Lichter der kleinen Veronika
]
Wer mit den Augen der Andacht geschaut,
wie die Seele der Erde Kristalle gebaut,
Wer die Flamme im keimenden Kern gesehn,
im Leben den Tod, Geburt im Vergehn –
Wer in Menschen und Tieren den Bruder fand
und im Bruder den Bruder und Gott erkannt,
der feiert am Tisch des heiligen Gral
mit dem Heiland der Liebe das Abendmahl -.
Er sucht und findet, wie Gott es verhieß,
den Weg ins verlorene Paradies.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Motto“ von Manfred Kyber ist eine spirituelle und philosophische Reflexion über das Streben nach Erleuchtung und innerer Erkenntnis. Zu Beginn wird ein tiefer Blick auf die Welt und das Leben geworfen: Wer mit „den Augen der Andacht“ schaut, der erkennt die verborgene Schönheit der Erde und das Zusammenspiel von Leben und Tod. Die Kristalle, die die Seele der Erde baut, sind eine Metapher für die unsichtbaren Kräfte, die das Universum zusammenhalten und dem Leben Struktur verleihen.
Das Gedicht spricht auch von der Fähigkeit, das Leben in seiner Tiefe zu begreifen: die Flamme im keimenden Kern, die den Beginn des Lebens symbolisiert, sowie das Paradoxon von Leben und Tod, das in einem ständigen Zyklus ineinander übergeht. Diese Wahrnehmung ist nicht nur intellektuell, sondern tief spirituell und emotional. Kyber hebt hervor, dass derjenige, der in Menschen und Tieren den „Bruder“ findet, das göttliche Prinzip in allem erkennt und somit eine tiefere Verbindung zur Welt und zu Gott aufbaut.
Die Strophe, in der der „heilige Gral“ und das „Abendmahl mit dem Heiland der Liebe“ erwähnt werden, verweist auf ein hohes geistiges Ziel: Die Vereinigung mit der göttlichen Liebe und die Teilnahme an einer höheren Wahrheit. Das Bild des heiligen Grals steht für die Suche nach einer tiefen spirituellen Erfüllung, die nur durch das Erkennen und Feiern der göttlichen Präsenz im Leben erreicht werden kann.
Abschließend ruft das Gedicht zu einem inneren Erwachen auf: Der Suchende findet, wie es Gott versprochen hat, den Weg ins verlorene Paradies. Dieser Weg ist kein äußerer, sondern ein innerer, der durch die spirituelle Erkenntnis und die Verbindung zu allen Lebewesen gefunden wird. Kyber spricht von einer Rückkehr zu einem Zustand der Harmonie und des Friedens, der durch das Erkennen des Göttlichen in der Welt und im eigenen Inneren erreicht werden kann.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.