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Das andere Ufer

Von

Einmal wird ein Ende
aller Irrfahrt sein.
Müdgewordne Hände
ziehn die Segel ein.

Leise ruft der Rufer
allen Sturm zur Ruhr.
Einem andern Ufer
treibt der Nachen zu.

Und die vor mir gingen
schauen nach mir aus,
um mich heimzubringen
in mein Vaterhaus.

Wortlos knie ich nieder
in den Silbersand:
nimm mich, nimm mich wieder,
seliges Sonnenland!

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Gedicht: Das andere Ufer von Manfred Kyber

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Das andere Ufer“ von Manfred Kyber thematisiert das Streben nach Frieden und das Ende einer lebenslangen Reise. Zu Beginn wird ein Ende aller „Irrfahrt“ angekündigt, was auf die Erschöpfung des Lebensweges und die Sehnsucht nach Ruhe hinweist. Die „müdgewordnen Hände“, die die Segel einholen, deuten auf das Erreichen eines Punktes hin, an dem keine weitere Reise mehr nötig ist, sondern die Seele endlich zur Ruhe kommt.

Der Ruf des „Rufers“, der den Sturm zur Ruhe bringt, symbolisiert eine höhere Macht oder eine göttliche Präsenz, die den Weg weist und die chaotischen Kräfte des Lebens beruhigt. Das Bild des „Nachens“, der „zu einem andern Ufer“ getrieben wird, stellt das Verlassen dieser Welt und das Ankommen im Jenseits dar, ein Übergang in eine friedvolle Existenz. Dieses „andere Ufer“ wird als ein Ziel der Erlösung und des Friedens dargestellt.

In der dritten Strophe wird der Blick auf die „vor mir gingen“ geworfen – also die Menschen, die vor dem Sprecher bereits diesen Weg gegangen sind. Diese Menschen, die nun auf den Sprecher herabschauen, symbolisieren die Verstorbenen oder vielleicht die Ahnen, die den Suchenden auf seinem Weg ins „Vaterhaus“ begleiten, was auf ein Heimkehrgefühl und eine spirituelle Wiedervereinigung hinweist.

Das Gedicht endet in einer tiefen, stillen Hingabe. Der Sprecher kniet nieder in den „Silbersand“, was auf eine heilige, fast feierliche Atmosphäre hindeutet. Die Bitte „nimm mich, nimm mich wieder“ ruft nach der Rückkehr ins „selige Sonnenland“, einem Paradies oder einem Zustand vollkommenen Friedens. Die Worte vermitteln eine Sehnsucht nach endgültiger Erlösung und einem Zustand der Ruhe, der fern von der Mühsal des Lebens liegt.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.