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Erinnerung

Von

Hier will ich sitzen und ruhen
An diesem lieblichen Ort,
Will schweifen lassen das Auge
Ins Weite von Ort zu Ort.

Will stille sitzen und denken
An Alles was ich geliebt,
Will Alles, Alles vergessen,
Was mich verletzt und betrübt.

Und kann ich es denn verbannen,
Woran ich nicht denken will?
Wie bleibt es beim frohen Erinnern
Im Herzen so öd und so still!

Es sind so innig verbunden
In mir die Freuden und Wehn,
Dass nur vereint sie entschlummern,
Vereinigt nur auferstehn!

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Gedicht: Erinnerung von Luise Büchner

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Erinnerung“ von Luise Büchner beschreibt den inneren Wunsch nach Ruhe und Frieden, indem der Sprecher sich an einen „lieblichen Ort“ zurückzieht, um in Stille über die Vergangenheit nachzudenken. Der erste Teil des Gedichts zeigt den Wunsch nach Ablenkung und Frieden, da das Auge frei über die Landschaft schweifen soll und der Geist in einer ruhigen, nachdenklichen Haltung verweilen kann. Dieser Moment der inneren Einkehr wird als eine Möglichkeit dargestellt, Abstand von der Welt und den schmerzhaften Erinnerungen zu gewinnen.

Im zweiten Teil des Gedichts tritt jedoch die Ambivalenz auf: Der Sprecher möchte die schmerzhaften Erinnerungen „vergessen“, die ihn verletzen und betrüben, doch er erkennt, dass das Vergessen nicht einfach ist. Die Schwierigkeit, ungewollte Gedanken zu verdrängen, wird thematisiert. Das Gedicht verdeutlicht, dass Erinnerungen nicht nur durch den Willen verdrängt werden können, da sie tief im Herzen verwurzelt sind. Der Versuch, diese Erinnerungen zu bannen, stößt auf eine innere Grenze.

Der zentrale Konflikt des Gedichts liegt in der Unvereinbarkeit von Freude und Schmerz: Die „Freuden und Wehn“ sind „innig verbunden“ und lassen sich nicht voneinander trennen. Das Gedicht reflektiert die menschliche Erfahrung, dass sowohl die schönen als auch die schmerzhaften Erinnerungen Teil eines Ganzen sind. Auch wenn der Sprecher versucht, das Negative zu verdrängen, so ist es doch untrennbar mit den positiven Erfahrungen verwoben.

Die abschließende Erkenntnis, dass nur vereint „die Freuden und Wehn“ „entschlummern“ und „auferstehen“, bringt die philosophische Einsicht zum Ausdruck, dass Erinnerungen, in ihrer Ganzheit und ihrem Widerspruch, das Leben prägen und ihm Tiefe verleihen. Das Gedicht zeigt die Komplexität menschlicher Emotionen und wie sowohl das Gute als auch das Schmerzhafte in Erinnerung und Erfahrung miteinander verwoben sind.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.