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Waldhornsmelodie

Von

Hörst! wie spricht der Wald dir zu,
Baumgesang,
Wellenklang:
Komm und finde hier die Ruh.

Ruhe aus in dem Gedanken,
Daß sie dich ja wieder liebt;
Sieh, wie alle Zweige schwanken,
Echo Töne wiedergiebt.

Spricht’s herüber dir in’s Herze?
Sei getrost und geh‘ in’s Thal,
Weide dich an deinem Schmerze,
Deinem Glücke, allzumahl.

Bist und wandelst in der grünen Waldnacht,
Von dem Treiben der Welt so weit, weit,
Weißt, daß sie mit Sonnenaufgang bald wacht,
Denkst, empfindest ihre Holdigkeit.

Trarah! so springe muntrer Klang
Durch die Berge, durch das grüne Gebüsch!
Fühlst doch nach der Größe, nach Ruhm nicht Drang,
Schlägt dir’s Herz vor Liebe doch so frisch.

Und sie hat dir ja versprochen,
Treu zu seyn bis in den Tod;
Hat ihr Wort noch nie gebrochen:
Nun, was hast du dann für Noth?

Und auch wieder wird sie kommen
Mit dem süßen, holdgen Mund,
Gram hat dann ein End genommen,
Küssest dich an ihm gesund.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Waldhornsmelodie von Ludwig Tieck

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Waldhornsmelodie“ von Ludwig Tieck ist eine lyrische Erkundung von Liebe, Trost und der Beziehung zur Natur. Es beginnt mit einem direkten Aufruf an den Leser, der in den Wald eintauchen und die „Ruhe“ suchen soll. Der Wald, in Form von „Baumgesang“ und „Wellenklang“, spricht eine Einladung zur Besinnung und zum Einklang mit der Natur aus. Hier wird der Wald als ein Ort der Heilung und des Friedens dargestellt, der denjenigen, der sich ihm öffnet, Trost und Ruhe bietet.

Die zweite Strophe vertieft dieses Thema, indem sie den Gedanken einführt, dass der geliebte Mensch einen wieder liebt, was dem Wanderer im Wald Trost verschafft. Die Bewegung der Zweige und das Echo der Töne verstärken das Gefühl der Verbundenheit mit der Natur und dem Geliebten. Der Wald wird hier nicht nur als ein physischer Raum, sondern auch als ein seelischer Raum der Reflektion und der Linderung von inneren Schmerzen beschrieben.

In der dritten Strophe wird der Wanderer aufgefordert, sich dem eigenen Schmerz und Glück hinzugeben und in der „grünen Waldnacht“ zu wandeln. Es wird eine große Distanz zur Welt des „Treibens“ und der „Großem“ gezeigt, was den Wald zu einem Zufluchtsort für denjenigen macht, der sich von den Anforderungen der Gesellschaft zurückziehen möchte. Der Gedanke an das Erwachen des geliebten Menschen mit dem Sonnenaufgang bringt dabei eine Hoffnung auf eine Erneuerung und ein Ende der dunklen Phase des Schmerzes.

Die letzten Strophen heben die Verheißung der Liebe hervor. Der „muntere Klang“ des Horns ruft zu einem erfrischenden Gefühl der Lebensfreude auf, das nicht von äußeren Größen wie Ruhm oder Ehre geprägt ist, sondern von der reineren und tieferen Freude der Liebe. Das Versprechen der treuen Liebe wird erneut betont, und der Schmerz wird durch das Ende der Trennung und den baldigen Wiedervereinigung mit dem Geliebten besiegt.

Tieck verwendet in diesem Gedicht die Metapher des Waldes als einen Ort der Reinigung und des Trostes, in dem der Wanderer sowohl seinen Schmerz als auch seine Freude reflektieren kann. Die Natur und die Liebe werden hier als heilende Kräfte dargestellt, die den Menschen von seinen inneren Qualen befreien und ihm eine tiefe, beständige Freude bieten. Das Gedicht verbindet Romantik und Natur, wobei es das Trostspendende und Heilende des Waldes in den Dienst der Liebe stellt.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.