Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
, , ,

An eine Tabakspfeife

Von

Dir, braune Pfeife, die du dem zögernden
Dezemberabend schnellere Flucht gebeutst,
Vertraute meiner Einsamkeiten,
Will ich ein Fidibusopfer bringen:

Dies ganze Bündel, das mir mein Agathon
Aus schalen Reimen, Bibliotheken und
Roman drehte. Schwelgt, ihr Flammen,
An den erträumeten Ewigkeiten!

Bestraft den Narren, welcher ins Waffenfeld,
Mit Gänsespulen stattlich bewaffnet, zog,
Tumult aus ehrnem Rachen brüllte,
Närrische Katzengefechte kämpfte;

Den leeren Reimer, welcher, mit goldnem Schnitt,
Im Schoos der schönen Tochter der Enkelinn
Zu ruhen träumte: seine Asche
Sinke, voll gaukelnder Funken, nieder!

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: An eine Tabakspfeife von Ludwig Christoph Heinrich Hölty

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An eine Tabakpfeife“ von Ludwig Christoph Heinrich Hölty ist eine kunstvolle Reflexion über das Leben des Dichters und seiner Werke, die er als wertlos empfindet. In der Figur der „braunen Pfeife“ findet der Dichter einen vertrauten Gefährten, der ihm in seiner Einsamkeit Trost spendet. Die Pfeife wird hier zu einem Symbol für den Rückzug und die Besinnung, die dem Dichter in der stillen Abendstunde ermöglichen, sich von der Außenwelt abzuschotten.

Die Zeilen „Will ich ein Fidibusopfer bringen“ und die Erwähnung von „schalen Reimen, Bibliotheken und Romanen“ deutet darauf hin, dass der Dichter seine eigenen bisherigen Werke, die ihm wenig Bedeutung zu haben scheinen, verbrennen will – als symbolische Reinigung oder als Akt der Ablehnung der Vergangenheit. Der Akt des „Opferns“ ist hier ein poetischer Moment des Loslassens und der Befreiung von unnützen, überholten Gedanken und Werken, die in der Flamme der Pfeife vergehen sollen.

Hölty kritisiert in seiner Darstellung einen „Narren“, der mit „Gänsespulen“ und „närrischen Katzengefechten“ kämpft, was als eine Metapher für das sinnlose Streben nach Ruhm und Ehre interpretiert werden kann. Der Dichter verspottet eine sinnlose Existenz, die sich in trivialen Kämpfen und vermeintlichen Heldentaten verstrickt. Diese Figur steht im Kontrast zu der ernsthaften Reflexion des Dichters, der die Bedeutungslosigkeit vieler menschlicher Bestrebungen erkennt.

Das Gedicht endet mit der Vorstellung, dass der „leere Reimer“, der mit „goldnem Schnitt“ und in illusorischen Träumen von Ruhm und Erfolg lebt, schließlich in seiner Asche vergehen wird. Dies könnte als eine Kritik an der Unbeständigkeit und Vergänglichkeit oberflächlicher Ambitionen verstanden werden. Die Asche, die „voll gaukelnder Funken“ niedergeht, könnte symbolisieren, wie selbst die vergehende Glut von vergänglichem Ruhm noch den Eindruck von etwas Lebendigem und Funken sprühendem Charme hinterlässt, doch letztlich bleibt nur die Leere.

Insgesamt drückt das Gedicht eine melancholische Haltung gegenüber der Vergänglichkeit des menschlichen Strebens und den Illusionen von Ruhm und Ehre aus. Es hebt die Bedeutung des Rückzugs in die eigene Stille und das Verlassen von vergänglichen Träumen hervor, indem es der Tabakpfeife und ihrer symbolischen Reinigung durch das Feuer eine zentrale Rolle beimisst.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.