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Hinaus

Von

Seh‘ ich die Vögel fliehn in die Nester,
Ist eine Träne dem Auge erlaubt;
Denn nur die Sorge ist meine Schwester,
Nirgends bett‘ ich mein heimatlos Haupt.

Drum denn hinaus ins Freie! ins Weite!
Nichts nenn‘ ich mein, drum gehört mir das All;
Jubelnd begrüßen mich, die Befreite,
Wandernde Stürme mit Donnerschall.

Hoch von der Felsen gigantischen Spitzen
Seh‘ ich das Dunkel des Lebens erhellt;
Wenn mich die ew’gen Gedanken durchblitzen,
Baut sich im Busen die eigene Welt!

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Gedicht: Hinaus von Louise Aston

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Hinaus“ von Louise Aston ist ein leidenschaftliches Bekenntnis zur Freiheit, zur Selbstbehauptung und zur geistigen Unabhängigkeit. Es thematisiert das Gefühl der Heimatlosigkeit und Einsamkeit, das jedoch nicht in Resignation mündet, sondern in einen mutigen Aufbruch ins Offene. Die Sprecherin sucht ihr Heil nicht in der Geborgenheit, sondern in der Weite der Welt und im Reichtum des eigenen Denkens.

Die erste Strophe beginnt mit einem melancholischen Bild: Die Vögel kehren heim in ihre Nester, während das lyrische Ich keine Heimat hat, nirgends ein „bettendes Haupt“ findet. Die „Sorge“ als einzige „Schwester“ deutet auf ein Leben hin, das geprägt ist von Ausgrenzung, Einsamkeit oder gesellschaftlicher Ablehnung. Doch diese Erkenntnis führt nicht zur Selbstaufgabe, sondern zur Entscheidung: „Hinaus ins Freie! ins Weite!“ – ein Ruf nach Ungebundenheit und Selbstverwirklichung.

Die zweite Strophe steigert diese Haltung in ein beinahe euphorisches Naturerlebnis. Weil sie nichts besitzt, gehört ihr alles – eine Umdeutung des Mangels in ein unbegrenztes Potenzial. Die „wandernden Stürme“ und der „Donnerschall“ begrüßen sie wie eine Gleichgesinnte. Die Natur wird zur Verbündeten in der Loslösung von gesellschaftlichen Fesseln, sie symbolisiert Unabhängigkeit, Kraft und Bewegung.

In der dritten Strophe verlagert sich der Blick von außen nach innen: Hoch oben, im Rückzug auf die „gigantischen Spitzen“ der Felsen, erhellt sich das Dunkel des Lebens durch „ew’ge Gedanken“. Das lyrische Ich erlebt dort eine geistige Erleuchtung. Aus der inneren Einsicht, aus dem Denken selbst entsteht eine „eigene Welt“ – ein klarer Ausdruck von schöpferischer Selbstermächtigung.

Louise Aston beschreibt in diesem Gedicht eine radikal freiheitsliebende Existenzform, die sich weder durch Konventionen noch durch äußere Verluste definieren lässt. Heimat wird nicht als Ort, sondern als Zustand geistiger Autonomie verstanden. „Hinaus“ ist ein Aufruf zur Selbstbefreiung – durch Naturerfahrung, Gedanken und die bewusste Wahl des Alleinseins als Stärke.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.