Lieben ist nicht müßig stehen /
Lieben lauffet Tag und Nacht;
ein verliebet Herze kracht /
und wil fast vohr Müh vergehen.
Liebe wird nicht faul gesehen /
Lieb′ ist / wen sie schläfft und wacht /
auff der Liebsten Gunst bedacht /
sie läst alle Winde wehen /
nichts mag ihr beschwärlich seyn
als die schwäre Liebespein;
Lieben kan man Mühe nennen /
Amor ist ein feurig Joch /
und zu weilen laulecht doch /
sonsten würd eß viel verbrennen.
Lieben ist nicht müßig stehen…
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Lieben ist nicht müßig stehen…“ von Sibylla Schwarz beschreibt in lebendigen Bildern die aktive, unaufhörliche Natur der Liebe. Es widersetzt sich der Vorstellung von Liebe als passiver Erfahrung und betont stattdessen ihre Dynamik und Rastlosigkeit. Das Gedicht zeichnet ein Bild der Liebe, die Tag und Nacht unermüdlich agiert, voller Leidenschaft und Hingabe.
Der erste Teil des Gedichts unterstreicht die Intensität und Anstrengung, die mit der Liebe einhergehen. Ein „verliebet Herze kracht“ und droht „vohr Müh vergehen“. Diese Zeilen deuten auf die emotionale Belastung und die körperliche Erschöpfung hin, die Liebe verursachen kann. Trotzdem wird die Liebe als etwas dargestellt, das immer aktiv ist, selbst wenn sie „schläfft und wacht“, stets auf die Gunst der Geliebten bedacht. Diese duale Natur der Liebe – gleichzeitig erschöpfend und unermüdlich – ist ein zentrales Thema.
Im zweiten Teil des Gedichts wird die Liebe als etwas Unaufhaltsames und Widerstandsfähiges beschrieben. Sie trotzt allen Widrigkeiten, lässt alle „Winde wehen“ und kennt keine Beschwernis, außer dem Schmerz der Liebespein. Diese Zeilen heben die Unbeirrbarkeit der Liebe hervor, ihre Fähigkeit, Hindernisse zu überwinden und sich durchzusetzen. Die Metapher des „feurigen Jochs“ unterstreicht die intensive, aber auch potenziell zerstörerische Natur der Liebe.
Der Schluss des Gedichts deutet eine Ambivalenz an. Die Liebe wird als „Mühe“ bezeichnet, aber gleichzeitig als etwas, das „laulecht“ ist, was auf eine gewisse Abkühlung oder Mäßigung hindeuten könnte. Die letzte Zeile warnt vor der Möglichkeit des „Verbrennens“, was die potenziellen negativen Auswirkungen übermäßiger Leidenschaft betont. Sibylla Schwarz erfasst damit sowohl die positiven als auch die negativen Aspekte der Liebe und zeigt die Komplexität dieses menschlichen Gefühls.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.
