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Landsturm

Von

1813.

Die Feuer sind entglommen
Auf Bergen nah′ und fern,
Ha, Windsbraut, sei willkommen,
Willkommen Sturm des Herrn.

O zeuch durch unsre Felder
Und reinige das Land,
Durch unsre Tannenwälder,
Du Sturm von Gott gesandt.

Ihr Thürme, hoch erhoben
In freier Himmelsluft,
So zauberisch umwoben
Von blauem Wolkenduft.

Wie habt ihr oft gerufen
Die andachtvolle Schaar,
Wenn an des Altars Stufen
Das Heil zu finden war.

Die Wetter oft sich brachen
Vor eurem Glockenklang;
Nun führt ihr andre Sprachen,
Es klingt wie Brautgesang.

Das Land ist aufgestanden –
Ein herrlich Osterfest –
Ist frei von Sklavenbanden,
Die hielten nicht mehr fest.

Wo, Tod, sind deine Schrecken,
O Hölle, wo dein Sieg?
Und Satan, wie dich decken
In diesem heil′gen Krieg?

Beschritten ist der Grenze
Geweihter Zauberkreis,
Nicht mehr um Eichenkränze
Ficht Jüngling nun und Greis.

Nun gilt es um das Leben,
Es gilt ums höchste Gut,
Wir setzen dran, wir geben
Mit Freuden unser Blut.

Du liebende Gemeine,
Wie sonst am Tisch des Herrn
Im gläubigen Vereine,
Wie fröhlich strahlt dein Stern!

Wie lieblich klingt, wie heiter
Der Losung Bibelton:

Hie Schwert des Herrn und Gideon.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Landsturm von Max von Schenkendorf

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Landsturm“ von Max von Schenkendorf aus dem Jahr 1813 ist eine leidenschaftliche Ode an den Kampf für Freiheit und Vaterland, eingebettet in die Aufbruchsstimmung der Befreiungskriege gegen Napoleon. Es ist ein Aufruf zur Einigkeit und zum Kampf, der durch die Bilder von Natur, Religion und einer neu erwachten nationalen Identität verstärkt wird. Der „Sturm des Herrn“, als Metapher für den Befreiungskampf, wird als willkommen geheißen, was die göttliche Legitimation und den unaufhaltsamen Charakter des Widerstands betont.

Die ersten Strophen beschwören das Bild eines tobenden Sturms, der das Land reinigen und befreien soll. Die „Feuer“ und der „Sturm“ sind Symbole für die Hoffnung auf Erneuerung und die Zerstörung der Fremdherrschaft. Die Natur, insbesondere die Berge und Wälder, wird in den Dienst der nationalen Erhebung gestellt. Die Erwähnung der „Thürme“ und des Glockenklangs, der einst die Gläubigen zur Andacht rief, deutet auf die Verbindung von religiösen Werten und dem Kampf für die Freiheit hin. Die Glocken, die nun einen „Brautgesang“ erklingen lassen, symbolisieren die Freude über die neue Freiheit und das Ende der Knechtschaft.

Das Gedicht steigert sich in der Darstellung des Kampfes als ein heiliges Unterfangen, ein „herrlich Osterfest“. Die Befreiung vom „Sklavenbanden“ wird als Auferstehung und Neugeburt des Landes gefeiert. Die Angst vor dem Tod und der Hölle verliert ihren Schrecken angesichts des patriotischen Eifers. Die Gemeinschaft, „Gemeine“, wird in den Vordergrund gestellt, wobei die Einheit des Volkes, die im „gläubigen Vereine“ am Tisch des Herrn gelebt wird, nun auf das Schlachtfeld übertragen wird. Die Losung „Hie Schwert des Herrn und Gideon“ aus dem Alten Testament, unterstreicht die göttliche Legitimation des Kampfes und die Gewissheit des Sieges.

Der Bezug zur Zeit der Befreiungskriege macht das Gedicht zu einem Zeugnis patriotischen Enthusiasmus und einer tiefen Sehnsucht nach Freiheit. Es zeigt, wie religiöse und nationale Gefühle miteinander verschmelzen, um eine starke Kampfbereitschaft zu erzeugen. Die Sprache ist pathetisch und feierlich, mit zahlreichen rhetorischen Figuren, die die Emotionen des Lesers ansprechen und ihn für die Sache des Vaterlandes begeistern sollen. Schenkendorfs „Landsturm“ ist somit nicht nur ein Gedicht über den Krieg, sondern ein Ausdruck des kollektiven Geistes einer Nation, die für ihre Unabhängigkeit eintrat.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.