Wanken.
Regenwurm.
Fische.
Uhren.
Die Kuh.
Der Wald blättert die Blätter.
Ein Tropfen Asphalt in den Schnee.
Cry, cry, cry, cry, cry.
Ein weiser Mann platzt ohne Gage.

Das Lied vom Dichter
- Frühling
- Gemeinfrei
- Götter
Wanken.
Regenwurm.
Fische.
Uhren.
Die Kuh.
Der Wald blättert die Blätter.
Ein Tropfen Asphalt in den Schnee.
Cry, cry, cry, cry, cry.
Ein weiser Mann platzt ohne Gage.
Das Gedicht „Wanken“ von Kurt Schwitters ist ein weiteres Beispiel für seine dadaistische Kunst, bei der er mit Sprache, Bildern und Bedeutungen spielt, um eine unsinnige, aber gleichzeitig vieldeutige Welt zu schaffen. Die Kombination aus scheinbar zusammenhanglosen Elementen wie „Regenwurm“, „Fische“, „Uhren“ und „Die Kuh“ erzeugt ein Bild von Chaos und Verwirrung. Diese schnelle Abfolge von Naturbildern und Alltagsgegenständen zeigt Schwitters‘ Versuch, die Realität zu entstören und zu dekonstruktieren.
Der Begriff „Wanken“ bildet den zentralen Einstiegspunkt, der die Unsicherheit und Instabilität thematisiert, die das gesamte Gedicht durchzieht. Es könnte sich sowohl auf eine körperliche Bewegung als auch auf eine metaphorische Instabilität beziehen – ein Gefühl des Schwankens, das sich in der gesamten Wahrnehmung der Welt widerspiegelt. Der „Regenwurm“ und „die Kuh“ sind Tiere, die zunächst eine natürliche, geerdete Welt repräsentieren, doch der Wechsel zu „Uhren“ und der darauffolgenden Verwirrung von Bildern, wie „Der Wald blättert die Blätter“, entfremdet diese Welt und führt sie in eine surreale Dimension.
Die bizarre Zeile „Ein Tropfen Asphalt in den Schnee“ verstärkt den Eindruck von unvereinbaren Elementen, die zusammengebracht werden, um den Leser zu verwirren und gleichzeitig zum Nachdenken anzuregen. Es scheint, als ob Schwitters versucht, natürliche und industrielle Welten in einen neuen, absurden Kontext zu setzen, um den Zusammenhang von Bedeutung und Realität aufzulösen. Das wiederholte „Cry, cry, cry, cry, cry“ könnte als Ausdruck von Emotion oder Hilflosigkeit verstanden werden, die aus dieser chaotischen, surrealen Welt hervorgehen.
Das abschließende Bild von einem „weisen Mann“, der „platzt ohne Gage“, rundet das Gedicht mit einer weiteren absurden Vorstellung ab. Es könnte eine Kritik oder ein Kommentar zur Rolle des Denkers und der Gesellschaft sein – ein weiser Mann, dessen Wissen und Weisheit unentgeltlich bleiben und dennoch „platzt“ – ein Bild des Überflusses an Wissen, das nichts bewirken kann. Der „weiser Mann ohne Gage“ könnte Schwitters‘ Humor und sein Spiel mit der Bedeutung von Autorität und Wissen widerspiegeln.
Insgesamt ist „Wanken“ ein dadaistisches Experiment, das mit der Wahrnehmung von Welt und Sprache spielt, indem es die gewohnten Bedeutungen auflöst und neue, unerklärte Assoziationen schafft. Schwitters lädt den Leser ein, sich von der Struktur der Realität zu lösen und die Welt durch eine andere, fragmentierte Linse zu betrachten.
Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.