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Stumm

Von

Ein Wurm hängt am Angelhaken.
Ein Fisch beißt den Wurm.
der Fisch beißt auch den Angelhaken.
Die Angel zieht den Fisch.
Nun hängt der Fisch an der Angel.
Die Angel zieht ihn in die Luft.
Der Fisch stirbt in der Luft.
Die Angel stirbt den Fisch:
Ein neuer Wurm hängt am Angelhaken.
Ein neuer Fisch beißt den neuen Wurm.
Und neues Leben blüht aus den Ruinen.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Stumm von Kurt Schwitters

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Stumm“ von Kurt Schwitters beschreibt auf eine fast mechanistische Weise den Zyklus von Leben und Tod, eingebettet in eine scheinbar unaufhaltsame Wiederholung von Ereignissen. Es beginnt mit einer fast neutralen Beschreibung des Wurms, der an einem Angelhaken hängt, und führt den Leser durch eine Reihe von Handlungen, die die Natur des Lebenszyklus verdeutlichen: der Wurm wird vom Fisch gefressen, der Fisch wird an der Angel gefangen, stirbt und wird schließlich durch einen neuen Wurm ersetzt.

Die Einfachheit der Sprache und die fast prosaische, schrittweise Abfolge der Ereignisse betonen die Routine und die Unvermeidlichkeit dieses Zyklus. Der Fisch, der „den Wurm beißt“, und die Angel, die den Fisch „zieht“, erscheinen wie Teile eines größeren, mechanischen Systems, das von außen gesteuert wird. Der Tod des Fisches wird unaufgeregt und ohne große Emotion beschrieben – „der Fisch stirbt in der Luft“ – was die unpersönliche und unaufhaltsame Natur des Lebens und Sterbens verstärkt. Schwitters lässt keine Wertung oder sentimentale Reaktion zu, sondern beschreibt den Vorgang als etwas Naturgegebenes und Fast-Gewöhnliches.

Die Wendung „Die Angel stirbt den Fisch“ ist eine kraftvolle und paradoxale Formulierung, die den Tod des Fisches mit der Angel verbindet, als ob beide miteinander in einem untrennbaren Akt des Sterbens verflochten wären. Diese enge Verknüpfung von Leben und Tod wird im gesamten Gedicht fortgeführt, wobei der Zyklus nie wirklich unterbrochen wird. Der „neue Wurm“, der wieder an den Angelhaken hängt, deutet darauf hin, dass das Leben – obwohl es in einem anderen Kontext erscheint – niemals wirklich aufhört. Die wiederholte Schöpfung von „neuem Leben aus den Ruinen“ stellt den fortwährenden Fluss der Natur dar, in dem jedes Ende gleichzeitig den Beginn von etwas Neuem markiert.

Schwitters bringt hier die existenziellen Themen von Leben, Tod und Wiedergeburt auf eine schlichte und fast mechanische Weise zum Ausdruck. Der Zyklus von Fisch und Wurm, von Leben und Tod, wird auf eine Art und Weise wiederholt, die den Leser daran erinnert, dass diese Prozesse nicht nur ein Teil der Natur sind, sondern auch ein grundlegendes, unaufhaltsames Element des Universums. Das Gedicht stellt den ständigen Fluss und die Kontinuität des Lebens in den Vordergrund, wobei die Sprache bewusst distanziert und unemotional bleibt, um die objektive, fast dokumentarische Sichtweise auf die Natur dieses Zyklus zu verstärken.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.