Das Lied Almas
Der Knabe saß am Bach,
Das Wasser war so hell,
Am Grunde schwamm ein Fisch,
Der Fisch schwamm blitzeschnell.
Der Knabe sprang hinab,
Das Wasser war so tief,
Und unten auf dem Grund,
Wie es da ferne rief:
Du bist nicht hier am Bach,
Und was hier blinket hell,
Das ist kein flinker Fisch.
Du sprangest blitzeschnell,
Du sprangest tief hinab,
Du sprangest weit und fern:
Hier unten auf dem Grund
Da ist der fremde Stern.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Das Lied Almas“ von Kurt Schwitters lässt sich als eine metaphorische Reise zwischen der realen und der fantastischen Welt deuten. Der Beginn des Gedichts beschreibt eine einfache Szene: Ein Knabe sitzt am Bach, beobachtet das Wasser und einen schnellen Fisch. Doch der Übergang in die zweite Strophe, in der der Knabe selbst ins Wasser springt, lässt die Naturbeschreibung schnell zu einer phantastischen Vision werden.
Die Darstellung des „fremden Sterns“ am Grund des Baches scheint eine symbolische Bedeutung zu tragen. Der Fisch, der anfangs als „blitzeschnell“ und lebendig erscheint, wird später zu einem „fremden Stern“, was auf die Transformation von Alltagserfahrungen in höhere, unerreichbare Ideale oder Wahrheiten hinweist. Der Knabe springt tief und fern hinab, was auf das Streben nach einer unerreichbaren oder unbekannten Dimension verweist, die sich der Vernunft entzieht.
Schwitters spielt hier mit dem Motiv der Reise ins Unbekannte und der Grenzüberschreitung. Der Knabe verlässt die vertraute Welt des Baches und wird in eine andere Realität geführt, in der der „fremde Stern“ als Symbol für das Unbewusste, das Mystische oder das Unerklärliche dienen kann. Diese Transformation von der sichtbaren Welt zu einer tieferen, nicht greifbaren Ebene spiegelt die dadaistische Neigung wider, zwischen der sichtbaren und unsichtbaren Welt zu vermitteln.
Das Gedicht lässt die Grenzen zwischen realer Erfahrung und surrealer Vorstellung verschwimmen und fordert den Leser auf, die gewohnten Wahrnehmungen in Frage zu stellen. Der „fremde Stern“ ist ein Symbol für das Unbekannte, das in der Tiefe unserer Wahrnehmung verborgen liegt und nur durch den Sprung ins Ungewisse zu erreichen ist.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.