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Königsberg′sche Wehrlieder – 3. Zimmergesellen

Von

1813.

Zimmergesell, Zimmergesell,
Wirf es hin, das braune Fell,
Richtscheid hin und Winkelmaß,
Weil der Feind das Recht vergaß.
Nimm die Waffen schnell
Starker Zimmergesell.

Aber die Axt, aber das Beil
Wirf sie nimmer fort in Eil′,
Deines starken Armes Macht
Braucht sie wol in offner Schlacht,
Wie den leichten Pfeil,
Starker, schwingst du dein Beil.

Und zum Maße den schlanken Stab
Brich im nächsten Eichwald ab;
Weil der Feind das Maß vergaß,
Halte du am rechten Maß;
Nach dem rhein′schen Schuh
Miß die Zahlung ihm zu.

Gottes schönster Bau, er zerfällt,
Und in Fesseln klagt die Welt,
Ist auch wer, der Säumniß kennt,
Wenn es in den Sparren brennt?
Frisch ins Waffenfeld
Starker Bürger und Held.

Unsern Hauptmann wählen wir nun
Zu dem freien kühnen Thun,
Stimmet, wer im Felde führ′ –
Du, o staatlicher Polir!
Kluger Zimmermann
Zeuch dem Haufen voran.

In den Wäldern, zu dem Verhau
Und zum leichten Brückenbau
Schickt sich wol der Zimmermann;
Aber wohler wird′s ihm dann,
Wenn es blitzt und kracht
In der freudigen Schlacht.

In dem Teutoburger Wald
Stehn die Bäume stark und alt,
Gäben wol ein schönes Haus;
Doch uns überläuft ein Graus –
Der von Hermann spricht,
Baum, wir fällen dich nicht.

Steh′ noch lange, grünes Gezelt,
Freiheitszeichen aller Welt.
Deutschland heißet unser Haus,
Von dem Giebel weht ein Strauß,
Wenn der Bau gelang,
Tapfern Preußen zum Dank.

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Gedicht: Königsberg′sche Wehrlieder - 3. Zimmergesellen von Max von Schenkendorf

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Königsberg’sche Wehrlieder – 3. Zimmergesellen“ von Max von Schenkendorf aus dem Jahr 1813 ist ein Aufruf an die Zimmergesellen, ihre Handwerkszeuge beiseite zu legen und sich dem Kampf gegen den Feind anzuschließen. Es ist ein patriotisches Gedicht, das die Männer ermutigt, ihre Fähigkeiten und Stärke in den Dienst der Nation zu stellen. Der Aufruf ist eingebettet in das historische Umfeld der Befreiungskriege gegen Napoleon, in denen das preußische Volk zur Verteidigung seines Landes aufgerufen wurde.

Das Gedicht beginnt mit einem direkten Appell: „Zimmergesell, Zimmergesell, / Wirf es hin, das braune Fell,“ was die Zimmergesellen auffordert, ihre traditionellen Aufgaben zu verlassen und sich zu bewaffnen. Die Metaphern „braune Fell“ (vermutlich für das Werkzeug) und „Richtscheid“ (Winkelmaß) und „Winkelmaß“ stehen für das Handwerk und die Ordnung, die nun dem Chaos des Krieges weichen müssen. Der Dichter betont, dass der Feind „das Recht vergaß“, was die Rechtfertigung für den Kampf liefert. In den folgenden Strophen wird die Doppelnatur der Zimmergesellen hervorgehoben, die einerseits ihre handwerklichen Fähigkeiten behalten sollen, während sie andererseits zu Kämpfern werden. Die Axt und das Beil sind nicht nur Werkzeuge, sondern auch Waffen im Kampf.

Ein zentrales Thema des Gedichts ist die Verteidigung des „rechten Maßes“ und die Bekämpfung der Ungerechtigkeit, die durch den Feind verkörpert wird. Dies wird in der dritten Strophe durch die Metapher des „Maßes“ und des „rhein’schen Schuhs“ ausgedrückt. Der Dichter ruft dazu auf, das Maß, das der Feind missachtet, zu bewahren und die Zahlung des Feindes „zu messen“. Die vierte Strophe intensiviert den Appell, indem sie die Zerstörung und die Fesseln, die die Welt bedrohen, anprangert. Die Metapher des „Gottes schönsten Baus“ und des „in Fesseln klagenden Welt“ unterstreicht die Notwendigkeit, die Freiheit und Ordnung zu verteidigen. Der Aufruf wird in den folgenden Strophen durch die Wahl eines Anführers und die Betonung der Bereitschaft zum Kampf weiter verstärkt.

Die letzten beiden Strophen des Gedichts nehmen eine patriotische Note an und richten sich an das deutsche Volk. Die sechste Strophe thematisiert die duale Rolle des Zimmermanns, der einerseits im Bau von Verteidigungsanlagen eingesetzt werden kann, andererseits aber auch in der Schlacht kämpfen soll. Die letzte Strophe schließlich evoziert das Bild des Teutoburger Waldes, der mit seiner Geschichte an die germanische Vergangenheit und den Kampf gegen die Römer erinnert. Der Appell, die Bäume stehen zu lassen und nicht zu fällen, deutet auf die Bewahrung des Freiheitszeichens und die Einheit Deutschlands hin. Das Gedicht endet mit einem Bekenntnis zur Heimat und zur Dankbarkeit gegenüber den tapferen Preußen, die für ihr Land kämpfen.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.