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Min Jehann

Von

Ik wull, wi weern noch kleen, Jehann,
Do weer de Welt so grot!
Wi seten op den Steen, Jehann,
Weest noch? bi Nawers Sot.
An Heben seil de stille Maan,
Wi segen, wa he leep,
Un snacken, wa de Himmel hoch
Un wa de Sot wul deep.

Weest noch, wa still dat weer, Jehann?
Dar röhr keen Blatt an Bom.
So is dat nu ni mehr, Jehann,
As höchstens noch in Drom.
Och ne, wenn do de Scheper sung,
Alleen, int wide Feld:
Ni wahr, Jehann? dat weer en Ton!
De eenzige op de Welt.

Mitünner inne Schummerntid
Denn ward mi so to Mod,
Denn löppt mi’t langs den Rügg so hitt,
As domals bi den Sot.
Denn dreih ik mi so hasti um,
As weer ik nich alleen:
Doch Allens, wat ik finn, Jehann,
Dat is – ik sta un ween.

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Gedicht: Min Jehann von Klaus Groth

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Min Jehann“ von Klaus Groth ist eine melancholische Erinnerung an die unbeschwerte Kindheit und die Vergänglichkeit des Glücks. In plattdeutscher Sprache reflektiert das lyrische Ich über gemeinsame Erlebnisse mit Jehann und kontrastiert die einstige Harmonie mit der ernüchternden Gegenwart. Die Welt erschien in der Kindheit riesig, der Himmel weit, der Brunnen tief – ein Sinnbild für das kindliche Staunen und die grenzenlose Vorstellungskraft.

Die zweite Strophe betont die Stille und die besondere Atmosphäre jener Zeit. Alles war ruhig, fast magisch – nur der Gesang eines Hirten durchbrach die Einsamkeit, und dieser Ton erschien dem lyrischen Ich als der einzige auf der Welt. Diese idealisierte Erinnerung steht im starken Gegensatz zur Gegenwart, in der diese Momente nur noch in Träumen existieren.

Besonders eindrucksvoll ist die letzte Strophe, in der sich die Sehnsucht nach der vergangenen Zeit mit tiefem Schmerz vermischt. In der Dämmerung überkommt das Ich eine plötzliche Unruhe – als würde es die verlorene Vergangenheit spüren. Doch beim Umdrehen findet es nichts als Leere und Traurigkeit. Das Gedicht endet mit dem einfachen, aber ergreifenden Bild: Das Ich steht da und weint. Diese Schlusszeile fasst die zentrale Botschaft zusammen – die Kindheit ist unwiederbringlich verloren, und die Erinnerung daran hinterlässt nichts als Wehmut.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.