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Liebeslied

Von

Dein Mund, der schön geschweifte,
Dein Lächeln, das mich streifte,
Dein Blick, der mich umarmte,
Dein Schoß, der mich erwarmte,
Dein Arm, der mich umschlungen,
Dein Wort, das mich umsungen,
Dein Haar, darein ich tauchte,
Dein Atem, der mich hauchte,
Dein Herz, das wilde Fohlen,
Die Seele unverhohlen,
Die Füße, welche liefen,
Als meine Lippen riefen -:
Gehört wohl mir, ist alles meins,
Wüsst‘ nicht, was mir das liebste wär‘,
Und Gäb‘ nicht Höll‘ noch Himmel her:
Eines und alles, all und eins.

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Gedicht: Liebeslied von Klabund

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Liebeslied“ von Klabund ist eine leidenschaftliche und sinnliche Darstellung der Liebe, die sich in jeder Körperregion und jeder Handlung des Geliebten manifestiert. Zu Beginn des Gedichts wird der Sprecher von verschiedenen Aspekten des Körpers und der Ausstrahlung des geliebten Menschen eingenommen. Der „schön geschweifte“ Mund, das Lächeln, der Blick, der Schoß, der Arm und das Haar – all diese Elemente des Körpers werden als Quelle der Anziehung und des Verlangens beschrieben. Jede dieser Körperregionen wird durch die Sprache des Gedichts mit einer intensiven, fast rauschhaften Energie aufgeladen, die das Verlangen und die Nähe zur geliebten Person widerspiegelt.

Die sinnliche Darstellung erreicht ihren Höhepunkt in der Vorstellung des „Atem[s], der mich hauchte“ und des „Herz[s], das wilde Fohlen“. Der Atem wird hier als eine lebensspendende, intime Kraft dargestellt, die den Sprecher mit der Geliebten verbindet. Das „wilde Fohlen“ im Herz der Geliebten symbolisiert die Leidenschaft und Wildheit ihrer Gefühle, die in einer engen Beziehung zum Sprecher stehen. Die „Seele unverhohlen“ deutet darauf hin, dass die Liebe nicht nur körperlich ist, sondern auch in der tiefsten Essenz der beiden Menschen, in ihren Seelen, spürbar wird.

Der letzte Teil des Gedichts zeigt, dass der Sprecher diese ganze Fülle an körperlicher und emotionaler Erfahrung als ganzes „mein“ betrachtet. „Alles“ ist ihm „mein“, und er weiß nicht, was ihm am liebsten wäre, da jede einzelne Facette der Liebe und des geliebten Menschen ihn in gleicher Weise erfüllt. Das „Gehört wohl mir“ und „ist alles meins“ drückt eine totale Hingabe und Vereinigung aus, bei der keine Trennung zwischen den beiden Individuen mehr erkennbar ist. Das Gedicht endet mit einer Existenzform, in der „alles und eins“ zu einer untrennbaren Einheit verschmilzt – die Liebe ist das einzige, das zählt und alles vereint.

Insgesamt spiegelt das Gedicht die intensiven, körperlichen und emotionalen Aspekte der Liebe wider und stellt eine innige Verschmelzung der beiden Liebenden dar, in der jeder Teil des anderen als gleichwertig und unverzichtbar empfunden wird. Klabund fängt die ekstatische und alles durchdringende Qualität der Liebe ein, die sowohl in den kleinen, sinnlichen Details als auch in der gesamten existenziellen Erfahrung ihren Ausdruck findet.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.