Geliebtes Eltern-Paar! Wem gleichet wohl die Zeit,
Die jenen traurig macht, und diesen hoch erfreut?
Den Nebel, Rauch und Wind und Schatten kan auf Erden
Die Zeit an Nichtigkeit und Lauf verglichen werden.
Ich weiß Ihr wehrtesten! Ihr denckt in eurem Sinn
Mit mir: wie fliegt die Zeit so schnell, so bald dahin!
Ein Jahr ist wiederum nun bald zu End gegangen,
Gott sey gelobt vor das, was wir darin empfangen.
Ein Jahr des Elends wird zugleich zurück gelegt.
Die Christ-Lust, die der Herr in euer Hertz geprägt,
Die wird Geliebteste! Euch stärcken, trösten, gründen,
Daß Ihr in dieser Zeit werdt süsse Freude finden.
So feyret denn vergnügt in Gott dieß heilge Fest,
Das uns der Herr zum Heil und Glück erscheinen läßt,
Legt es gesund zurück, und tretet mit Vergnügen
Das Neue Jahr auch an. Der Höchste wolle fügen,
Daß, Hochgeliebteste! sein Seegen aus der Höh,
Und seine Lieb und Gnad stets um, und mit Euch geh.
Es woll die Allmachtshand Euch schützen und begleiten,
Und wieder eure Feind und alles Unglück streiten.
Kindlicher Feyertags-Wunsch
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Kindlicher Feyertags-Wunsch“ von Sidonia Hedwig Zäunemann ist eine liebevolle, kindliche Huldigung an die Eltern zum Jahresende und zum Weihnachtsfest, geprägt von Dankbarkeit, frommer Erwartung und der Hoffnung auf ein gesegnetes neues Jahr. Der Text verbindet persönliche Zuneigung mit christlichen Motiven und drückt den Wunsch nach Glück, Gesundheit und dem Schutz Gottes für die Eltern aus. Es handelt sich um einen sehr konventionellen und frommen Text, der die traditionellen Werte der Familie und des christlichen Glaubens hervorhebt.
Das Gedicht beginnt mit einer direkten Anrede an die Eltern und reflektiert über die Vergänglichkeit der Zeit. Die Autorin vergleicht die Zeit mit den flüchtigen Elementen wie Nebel und Wind, um die Schnelllebigkeit des Lebens zu betonen. Gleichzeitig wird Dankbarkeit für das vergangene Jahr ausgedrückt, verbunden mit dem Wunsch, dass die Eltern in der christlichen Freude Trost und Stärke finden mögen. Der Hinweis auf das Elend im alten Jahr deutet auf die Schwierigkeiten hin, die die Familie erlebt haben mag, und die Freude über die Nähe Gottes wird als Quelle des Trostes hervorgehoben.
Im weiteren Verlauf des Gedichts wird die Feier des Weihnachtsfestes als Moment der Freude und des Dankes an Gott hervorgehoben. Zäunemann wünscht den Eltern ein gesegnetes Fest und einen glücklichen Übergang ins neue Jahr. Die Bitte um Gottes Segen und Gnade ist ein zentrales Thema, wobei die Autorin die Allmacht Gottes anruft, um die Eltern zu schützen und ihnen Glück zu bringen. Die wiederholte Betonung des Segens Gottes, die sich wie ein roter Faden durch das Gedicht zieht, unterstreicht die tiefe Frömmigkeit der Autorin und die Bedeutung des Glaubens für sie.
Die Sprache des Gedichts ist einfach und klar, was typisch für die Zeit und den Anlass ist. Es gibt einen deutlichen Bezug zur religiösen Sprache und Terminologie, was die tiefe Verwurzelung der Autorin im christlichen Glauben unterstreicht. Die gewählten Worte und Bilder, wie beispielsweise die Allmachtshand Gottes, verleihen dem Gedicht eine feierliche und erbauliche Qualität. Die Wiederholungen und die festliche Anrede an die Eltern zeugen von einer tiefen Zuneigung und dem Wunsch nach Glück und Segen für die Familie. Insgesamt ist das Gedicht ein Ausdruck kindlicher Liebe, Dankbarkeit und frommer Hoffnung.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.
