Der Himmel offenbart sich nur in Träumen,
So lang wir noch im Erdenthale wallen:
Entfesselt schweben wir durch Wolkenhallen
Und brechen Blüten von den Lebensbäumen.
Hörst du das Kind entzückt im Traume lallen?
Sein Geist ergeht sich in den ew′gen Räumen.
Kannst du noch thöricht zu entschlummern säumen?
Ein gleiches Loos ist auch für dich gefallen.
Nur Kindern steht das Thor des Himmels offen,
Um sie nur spielt in unbegrenztes Hoffen,
Sie fühlen nicht die schwere Erdenkette
Und brauchen keinen Heiland, der sie rette.
Geliebte, laß uns werden so wie diese –
Um Kinder blühen Unschuldsparadiese.
Kinderträume
Mehr zu diesem Gedicht
Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Kinderträume“ von Max von Schenkendorf handelt von der Sehnsucht nach einer idealen Welt, die im Gegensatz zur irdischen Existenz steht und nur in Träumen zugänglich ist. Es ist eine romantische Reflexion über Kindheit, Unschuld und die Möglichkeit, dem irdischen Leid zu entfliehen. Das Gedicht ist in einem relativ einfachen, aber eindringlichen Stil verfasst und verwendet Metaphern und Bilder, die die Vorstellung einer paradiesischen Welt evozieren, in der die Begrenzungen des Lebens aufgehoben sind.
Der erste Teil des Gedichts (Verse 1-8) beschreibt die idealisierte Welt der Träume. Der „Himmel“ offenbart sich nur in Träumen, was eine Trennung zwischen der irdischen Welt („Erdenthale“) und einer höheren, spirituellen Ebene andeutet. Die Vorstellung vom „Entfesselt Schweben“ und dem „Brechen von Blüten“ steht für Freiheit und die Unbeschwertheit, die in der Traumwelt erfahrbar ist. Die Frage „Kannst du noch thöricht zu entschlummern säumen?“ drückt eine gewisse Mahnung aus, sich der Realität und dem Wert der Träume bewusster zu werden. Die „ew’gen Räumen“ stehen für eine Sphäre, die frei von den Beschränkungen des irdischen Daseins ist.
Der zweite Teil (Verse 9-12) fokussiert auf die Kindheit als Schlüssel zu dieser Traumwelt. „Nur Kindern steht das Thor des Himmels offen“ deutet an, dass Kinder aufgrund ihrer Unschuld und ihres ungetrübten Glaubens einen direkteren Zugang zu dieser idealen Welt haben. Kinder sind frei von den Belastungen des Erwachsenseins und benötigen keinen „Heiland“, da sie sich bereits im Paradies befinden. Die „schwere Erdenkette“ steht für die Einschränkungen und das Leid des Lebens, die Kinder noch nicht erfahren.
Die letzten beiden Verse (13-14) enthalten einen Appell an die „Geliebte“, mit Kindern gleich zu werden, um das „Unschuldsparadies“ zu erreichen. Hier wird die kindliche Unschuld als Ideal hervorgehoben, das es zu bewahren oder wiederzugewinnen gilt. Die Schlusszeile unterstreicht die zentrale Botschaft des Gedichts: Nur durch die Rückkehr zur kindlichen Unschuld, zur Hoffnung und zum Glauben ist es möglich, das Paradies zu erleben, das im Herzen der Kinderträume verborgen liegt. Schenkendorf idealisiert somit die Kindheit als den Zustand, in dem die Seele frei von irdischen Sorgen ist und in unbegrenzter Hoffnung und Unschuld leben kann.
Weitere Informationen
Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.
Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.
