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Wunsch

Von

Ja Quitos Hand, hat meine Hand berühret
Und freundlich zu den Lippen sie geführet,
An meinem Busen hat sein Haupt geruht.

Da fühlt ich tief ein liebend fromm Ergeben.
Mußt ich dich überleben, schönes Leben?
Noch Zukunft haben, da du keine hast?

Im Zeitenstrome wirst du mir erbleichen,
Stürb ich mit dir, wie bei der Sonne Neigen
Die Farben all‘ in dunkler Nacht vergehn

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Gedicht: Wunsch von Karoline von Günderode

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Wunsch“ von Karoline von Günderode beschreibt eine tiefe und innige Liebeserfahrung, die zugleich von der schmerzlichen Erkenntnis der Vergänglichkeit überschattet wird. Die kurze Szene, in der das lyrische Ich die Nähe und Zärtlichkeit mit „Quito“ erlebt, wird zu einem Moment existenzieller Bedeutung, der zugleich Glück und Trauer in sich vereint.

Die erste Strophe schildert eine zärtliche, fast heilige Geste: Quitos Hand berührt die des lyrischen Ichs und führt sie an die Lippen, sein Haupt ruht am Busen der Sprecherin. Diese Berührungen wecken in ihr ein „liebend fromm Ergeben“, das eine tiefe seelische Verbundenheit ausdrückt. Doch diese Liebe wird sofort mit der Frage nach dem Fortbestehen und der Endlichkeit überschattet.

In der zweiten Strophe zeigt sich die zentrale Klage des Gedichts: Das lyrische Ich muss weiterleben, obwohl das „schöne Leben“ – gemeint ist vermutlich der Geliebte – keine Zukunft mehr hat. Der Tod oder das Ende des geliebten Menschen wird als kaum zu ertragende Trennung empfunden, die das Weiterleben bedeutungslos erscheinen lässt.

Die abschließenden Verse vertiefen die Vorstellung von der Vergänglichkeit. Das lyrische Ich wünscht sich, gemeinsam mit dem Geliebten zu sterben, um nicht die schmerzvolle Erfahrung des Verblassens im „Zeitenstrom“ machen zu müssen. Die Metapher vom „Neigen der Sonne“ und dem Verschwinden der Farben in der Nacht verstärkt das Bild vom allmählichen Verlust des Lebensglanzes. Das Gedicht vereint damit zarte Liebeslyrik mit einer melancholischen Reflexion über Tod und Vergänglichkeit.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.