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Ist Alles stumm und leer

Von

Ist Alles so öd und hin,
Bange mein Geist und Sinn,
Wollte, nicht weiß ich was
Jagt mich ohne Unterlaß
Wüßt ich wohin? –

Ein Bild von Meisterhand
Hat mir den Sinn gebannt
Seit ich das Holde sah
Ists fern und ewig nah
Mir anverwandt. –

Ein Klang im Herzen ruht,
Der noch erfüllt den Muth
Wie Flötenhauch ein Wort,
Tönet noch leise fort,
Stillt Thränenfluth.

Frühlinges Blumen treu,
Kommn zurück aufs Neu,
Nicht so der Liebe Glück
Ach es kommt nicht zurück
Schön doch nicht treu.

Kann Lieb so unlieb sein,
von mir so fern was mein? –
Kann Lust so schmerzlich sein
Untreu so herzlich sein? –
O Wonn‘ o Pein!

Phönix der Lieblichkeit
Dich trägt dein Fittig weit
Hin zu der Sonne Strahl –
Ach was ist dir zumal
Mein einsam Leid?

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Gedicht: Ist Alles stumm und leer von Karoline von Günderode

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Ist Alles stumm und leer“ von Karoline von Günderode behandelt die Themen Sehnsucht, innere Zerrissenheit und die bittere Erfahrung einer unerwiderten oder verlorenen Liebe. Es entfaltet eine melancholische Stimmung, in der das lyrische Ich zwischen Erinnerungen an das Schöne und der schmerzhaften Gegenwart schwankt. Die wiederkehrenden Kontraste von Nähe und Ferne, Glück und Schmerz prägen den emotionalen Grundton des Gedichts.

Zu Beginn wird eine innere Unruhe beschrieben, ein „banges Jagen“ des Geistes, das ohne klares Ziel geschieht. Das lyrische Ich wirkt getrieben von einer unerklärlichen Sehnsucht. Diese Unruhe wurzelt in der Erinnerung an ein „Bild von Meisterhand“, eine geliebte Gestalt, die sich tief im Innern festgesetzt hat und nicht mehr loslässt – „fern und ewig nah“ zugleich. Dieses Motiv der unerreichbaren Nähe ist typisch für romantische Liebeslyrik.

In den folgenden Strophen wird die Wirkung dieser Erinnerung vertieft. Der Klang eines Wortes, das noch im Herzen nachhallt, wird mit „Flötenhauch“ verglichen und besitzt eine tröstliche, zugleich aber auch schmerzliche Wirkung, da es die „Thränenfluth“ stillt, jedoch auch an den Verlust erinnert. Die Natur – in Gestalt der „Frühlinges Blumen“ – kehrt treu und beständig wieder, doch die Liebe zeigt sich als vergänglich und unbeständig: „Schön doch nicht treu“. Diese Gegenüberstellung von Naturkreislauf und menschlicher Unzuverlässigkeit verstärkt die Wehmut.

In der letzten Strophe taucht das Bild des „Phönix der Lieblichkeit“ auf – ein Sinnbild für etwas Erhabenes und Schönes, das sich in lichte Höhen erhebt, während das lyrische Ich in seinem „einsamen Leid“ zurückbleibt. Der Phönix symbolisiert die Entrücktheit und das Entgleiten des geliebten Wesens, das unerreichbar bleibt. Das Gedicht endet damit in tiefer Klage über den Gegensatz zwischen der idealisierten Liebe und der schmerzlichen Realität von Einsamkeit und Verlust.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.