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Nachtliebe

Von

Presst sie krampfhaft ans Herz,
Schaut so dunkel ins Auge:
„Viellieb, brennt Dich Schmerz,
Bebst, bebst meinem Hauche!“

„Hast getrunken die Seele
Mein! mein, Deine Glut!
Glänz‘, meine Juwele,
Glänz‘, glänz‘ Jugendblut!“

„Holder, schaust so bleich,
Sprichst so wunderselten,
Sieh‘, wie sangesreich
Zieh’n am Himmel Welten!“

„Ziehen, Liebchen, ziehen,
Glüh’n Sterne, glüh’n!
Hinauf! hinauf dann entfliehen,
Seelen zusammensprühn!“

Spricht dumpf leise flüsternd,
Schaut entsetzt umher,
Blicke flammenknisternd
Glüh’n in sein Auge leer.

„Liebchen, hast Gift getrunken,
Musst fort mit mir gehn,
Nacht ist herabgesunken,
Kann den Tag nicht mehr sehn.“

Presst sie krampfhaft ans Herz,
Tod in Brust und Hauche,
Sticht sie tiefinnerer Schmerz,
Öffnet nie mehr das Auge.

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Gedicht: Nachtliebe von Karl Marx

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Nachtliebe“ von Karl Marx beschreibt eine leidenschaftliche, von Schmerz und Dunkelheit durchzogene Liebesbeziehung, die im Verborgenen und von qualvollen Gefühlen geprägt ist. Zu Beginn wird die Geliebte in einer Art verzweifeltem, fieberhaften Zustand dargestellt, als der Sprecher sie „krampfhaft ans Herz“ presst. Die Dunkelheit und das „Beben“ im Atem unterstreichen die Intensität des Moments, der von einer Mischung aus körperlicher Begierde und emotionaler Erschöpfung erfüllt ist. Der Ausdruck „brennt Dich Schmerz“ deutet auf eine Liebe hin, die nicht nur die Leidenschaft, sondern auch den inneren Schmerz und das Leiden umfasst.

In den folgenden Zeilen wird die tiefe Verbindung zwischen den Liebenden betont, die sich in einer ekstatischen und fast besessenen Vereinigung zu finden scheint. Die Zeilen „Hast getrunken die Seele / Mein! mein, Deine Glut!“ beschreiben eine Verschmelzung der Seelen, bei der der Sprecher die Geliebte in einem Zustand der völligen Hingabe sieht. Die „Juwele“ und das „Jugendblut“ symbolisieren den Glanz und die Energie der Jugend, die in dieser intensiven Verbindung erglühen. Doch gleichzeitig wird eine gewisse Zerbrechlichkeit und Melancholie durch den bleichen Zustand der Geliebten und ihre „wunderselten“ Worte angedeutet.

Die auffordernden Worte „Ziehen, Liebchen, ziehen, / Glüh’n Sterne, glüh’n!“ verstärken das Bild der ekstatischen Vereinigung, die fast übernatürliche Ausmaße annimmt. Es ist ein Aufruf zur Flucht in die Unendlichkeit, weg von der Erde, hin zu einer höheren, spirituelleren Existenz. Doch gleichzeitig wird diese Flucht durch die zunehmende Dunkelheit der Nacht und das drohende Unheil gedämpft. Der Sprecher wird zunehmend verzweifelter, als er „dumpf leise flüsternd“ und „entsetzt umher“ schaut, was den tragischen Wendepunkt in der Geschichte signalisiert.

Die düstere Wendung tritt ein, als der Sprecher im letzten Teil des Gedichts feststellt, dass „Gift getrunken“ wurde – ein Symbol für die tödliche, zerstörerische Kraft der Leidenschaft, die die Geliebte in einen Zustand des nahen Todes versetzt. Die Nacht ist „herabgesunken“, und der Tag, symbolisch für das Leben und das Licht, wird nicht mehr gesehen. Der „Tod in Brust und Hauche“ sowie der „tiefe Schmerz“ im Inneren der Geliebten markieren das tragische Ende der Liebesgeschichte. In den letzten Zeilen, in denen die Geliebte nie wieder das Auge öffnet, wird der endgültige Verlust und das Verlöschen der Lebensenergie durch die Liebe und ihre damit verbundenen Qualen symbolisiert. Das Gedicht endet somit in einer tragischen, unaufhaltsamen Erschöpfung und dem endgültigen Abschied von der Welt des Lebens.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.