Brennende Liebe
In meinem Garten lachet
Manch Blümlein blau und rot,
Vor allem aber machet
Die brennende Liebe mir Not.
Brauch ihrer nicht zu warten,
Sie blühet Tag und Nacht,
Wer hat mir nur zum Garten
Die brennende Liebe gebracht?
Wohin ich mich nur wende,
Blüht auch die holde Blum‘,
Es blühet sonder Ende
Die brennende Liebe ringsum.
Die bösen Nachbarinnen,
sie bleiben neidvoll stehn.
sie flüstern: Ach, da drinnen
Blüht brennende Liebe so schön!
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Brennende Liebe“ von Julius Mosen ist eine humorvolle und zugleich nachdenkliche Darstellung der intensiven und oft belastenden Erfahrung der Liebe. Zu Beginn des Gedichts beschreibt der Sprecher seinen Garten, der von Blumen in leuchtenden Farben wie Blau und Rot geschmückt wird. Doch trotz der Schönheit des Gartens ist es „die brennende Liebe“, die ihm „Not“ bereitet. Die „brennende Liebe“ wird hier als eine erdrückende, allgegenwärtige Kraft dargestellt, die den Garten, der normalerweise für Ruhe und Freude steht, in eine Quelle von innerer Unruhe verwandelt.
Im weiteren Verlauf wird die Liebe als etwas beschrieben, das nicht zu kontrollieren ist – sie „blühet Tag und Nacht“ und ist überall präsent. Der Sprecher fragt sich, „wer hat mir nur zum Garten die brennende Liebe gebracht?“, was auf eine gewisse Hilflosigkeit und Unkontrollierbarkeit hinweist. Die „brennende Liebe“ ist nicht etwas, das er selbst gewählt hat, sondern etwas, das ihm aufgezwungen wurde, was die leidvolle Seite der Liebe betont. Sie ist nicht nur in einem bestimmten Bereich seines Lebens präsent, sondern „blüht auch die holde Blum‘ / sonder Ende“, was die unaufhörliche und übermäßige Präsenz der Liebe in seinem Leben verdeutlicht.
Die „bösen Nachbarinnen“, die neidvoll stehen bleiben und über die „brennende Liebe“ flüstern, scheinen das Leid und die intensive Präsenz der Liebe von außen zu beobachten. Ihr „Neid“ könnte auf eine gewisse Faszination oder Bewunderung für die Liebe hindeuten, aber auch auf die Distanz, die sie zu der quälenden Kraft der Liebe wahren. Ihre flüsternde Bemerkung, dass die „brennende Liebe so schön“ blüht, gibt einen ironischen Ton an, da die „Schönheit“ dieser Liebe aus der Perspektive des Sprechers offensichtlich mit Leid und Überforderung verbunden ist.
Mosen gelingt es in diesem Gedicht, die ambivalente Natur der Liebe zu illustrieren – sie ist einerseits schön und verführerisch, andererseits auch eine Quelle von innerem Konflikt und Belastung. Die Liebe wird als allgegenwärtig und unausweichlich dargestellt, sodass der Sprecher in seiner eigenen Welt gefangen ist. Das Gedicht thematisiert auf humorvolle Weise die Macht der Liebe, die sich in das Leben des Sprechers einnistet und dort zu einer „brennenden“ Präsenz wird, die keine Ruhe lässt.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.