Zu späte Reue
Da geht er wieder, der bleiche Knabe,
Dem ich die Treue gebrochen habe;
Und trägt noch immer, ob es auch bleichte,
Am Hut das Röslein, das ich ihm reichte.
Weh‘, daß ich Schätze um Liebe tauschte,
Mit eitlem Flimmer mein Herz berauschte!
Was ist von allem mir treu geblieben,
Als sein verschmähtes, verkanntes Lieben.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Zu späte Reue“ von Julius Karl Reinhold Sturm handelt von der schmerzlichen Einsicht und Reue eines lyrischen Ichs, das die eigene Unachtsamkeit und das Fehlverhalten in einer Liebesbeziehung reflektiert. Die erste Strophe beschreibt den „bleichen Knaben“, der das „Röslein“ – ein Symbol der Zuneigung – immer noch trägt, obwohl ihm die Treue des lyrischen Ichs gebrochen wurde. Der Knabe bleibt treu, während der Sprecher die Konsequenzen seiner eigenen Untreue spürt. Das Bild des „bleichen Knaben“ verstärkt das Gefühl von Verlust und Bedauern, das mit der Trennung und der aufgebrochenen Beziehung verbunden ist.
In der zweiten Strophe wird das Gefühl der Reue deutlich. Der Sprecher erkennt, dass er „Schätze um Liebe tauschte“ und sich von „eitlem Flimmer“ verführen ließ. Diese Zeilen deuten darauf hin, dass der Sprecher seine Werte und sein wahres Glück gegen oberflächliche Verlockungen eingetauscht hat. Die „eitlem Flimmer“ symbolisieren wohl äußere, vergängliche Anreize, die das lyrische Ich von der wahren, beständigen Liebe ablenkten. Der Austausch von „Schätzen“ für Liebe steht im Kontext der Erkenntnis, dass materielle oder äußere Dinge keine bleibende Erfüllung bringen.
Die letzte Zeile des Gedichts bringt den Kern der Reue auf den Punkt: „Was ist von allem mir treu geblieben, / Als sein verschmähtes, verkanntes Lieben?“ Das „verschmähte, verkanntes Lieben“ des Knaben ist die einzige Konstante, die dem Sprecher geblieben ist. Der Sprecher erkennt, dass das wahre, treue Gefühl des Knaben der einzig wertvolle Bestandteil der Beziehung war, während alles andere – die „Schätze“ und „eitlem Flimmer“ – sich als leer und vergänglich herausgestellt haben. Die Reue des lyrischen Ichs wird hier zur Erkenntnis, dass es in seiner Suche nach oberflächlichem Glanz das wahre Glück in der treuen Liebe des Knaben verloren hat.
Sturm nutzt in diesem Gedicht eine einfache, aber eindrucksvolle Sprache, um das Thema der Reue und des Verlusts zu vermitteln. Die emotionalen Bilder von „bleichem Knaben“ und „eitlem Flimmer“ verstärken das Gefühl von Vergänglichkeit und verpassten Chancen. Es ist ein Gedicht über das Bedauern und die schmerzliche Erkenntnis, dass wahre Liebe oft zu spät erkannt wird.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.