Weihnachten
Markt und Straßen stehn verlassen,
Still erleuchtet jedes Haus,
Sinnend geh‘ ich durch die Gassen,
Alles sieht so festlich aus.
An den Fenstern haben Frauen
Buntes Spielzeug fromm geschmückt,
Tausend Kindlein stehn und schauen,
Sind so wunderstill beglückt.
Und ich wandre aus den Mauern
Bis hinaus ins freie Feld,
Hehres Glänzen, heil’ges Schauern!
Wie so weit und still die Welt!
Sterne hoch die Kreise schlingen,
Aus des Schneees Einsamkeit
Steigt’s wie wunderbares Singen –
O du gnadenreiche Zeit!
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Weihnachten“ von Joseph von Eichendorff vermittelt eine Atmosphäre der Stille, der Besinnung und des Staunens, die die festliche Zeit des Jahres begleiten. Zu Beginn beschreibt der Sprecher eine leere, ruhige Stadt: „Markt und Straßen stehn verlassen“. Diese ruhige Szenerie ist nicht von Trauer oder Leere geprägt, sondern vielmehr von einer besinnlichen Stille, die die festliche Beleuchtung und das weihnachtliche Gefühl noch verstärken. Die Häuser sind „still erleuchtet“, was eine friedliche und feierliche Stimmung widerspiegelt. Der Sprecher wandert nachdenklich durch die Straßen, in denen alles „so festlich“ aussieht, und nimmt diese besondere Atmosphäre in sich auf.
In der zweiten Strophe taucht der Sprecher in eine Bildwelt ein, die die kindliche Freude und das Wunder der Weihnacht symbolisiert. „Buntes Spielzeug“ wird „fromm geschmückt“, und „Tausend Kindlein stehn und schauen“, was auf die Freude und das Staunen der Kinder hinweist, die die Magie dieser besonderen Zeit erleben. Die Kinder sind „wunderstill beglückt“, was auf eine tiefe, innere Freude verweist, die über Worte hinausgeht. Diese Momentaufnahme von kindlicher Reinheit und Freude unterstreicht die spirituelle Bedeutung von Weihnachten und verweist auf die Unschuld und das Staunen, die mit dieser Zeit des Jahres verbunden sind.
Der Sprecher verlässt die Stadtmauern und tritt hinaus in das „freie Feld“, wo er von der Weite und der Stille der Natur überwältigt wird. Die „heil’ge“ Stille der Welt wird durch das Bild des „Glänzens“ und „Schauerns“ hervorgehoben, was eine spirituelle Dimension in das Gedicht einbringt. Das weite, unberührte Feld und der friedliche Blick auf die Natur spiegeln die Erhebung und die innerliche Ruhe wider, die mit dem Weihnachtsfest verbunden sind. Es ist ein Moment des Innehaltens und der Besinnung, in dem der Sprecher sich mit der göttlichen und heiligen Bedeutung der Zeit verbindet.
In der letzten Strophe bringt Eichendorff den Gedanken des „wunderbaren Singens“ und der „gnadenreichen Zeit“ ins Spiel, was die geistliche Tiefe von Weihnachten betont. Der „Gesang“ symbolisiert das himmlische Lob und die Freude über die Geburt Christi, während das Bild der „Sterne“ und des „Schneees“ eine kalte, aber zugleich erleuchtende Schönheit der Nacht unterstreicht. Die Sterne, die „hoch die Kreise schlingen“, könnten als Zeichen für die göttliche Ordnung und die Erleuchtung durch das Weihnachtswunder verstanden werden. Das Gedicht endet in einer feierlichen Feierlichkeit, die die Heiligkeit und Gnade dieser besonderen Zeit des Jahres betont.
Eichendorff schafft es, die äußere Welt der Weihnachtszeit mit einer inneren, spirituellen Dimension zu verweben. Die Natur, die Stille und die Kindheitserinnerungen verstärken das Gefühl einer heiligen Zeit, die nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich erlebt wird. Weihnachten wird hier als ein Moment der Erleuchtung und der inneren Freude dargestellt, der den Menschen in Einklang mit einer höheren göttlichen Ordnung bringt.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.