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Vorbei

Von

Das ist der alte Baum nicht mehr,
Der damals hier gestanden,
Auf dem ich gesessen im Blütenmeer
Über den sonnigen Landen.

Das ist der Wald nicht mehr, der sacht
Vom Berge rauschte nieder,
Wenn ich vom Liebchen ritt bei Nacht,
Das Herz voll neuer Lieder.

Das ist nicht mehr das tiefe Tal
Mit den grasenden Rehen,
In das wir nachts vieltausendmal
Zusammen hinausgesehen. –

Es ist der Baum noch, Tal und Wald,
Die Welt ist jung geblieben,
Du aber wurdest seitdem alt,
Vorbei ist das schöne Lieben.

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Gedicht: Vorbei von Joseph von Eichendorff

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Vorbei“ von Joseph von Eichendorff ist eine melancholische Betrachtung über Vergänglichkeit und den Verlust jugendlicher Liebe. Das lyrische Ich blickt auf eine vergangene Zeit zurück, in der die Natur als Schauplatz glücklicher Erlebnisse mit der Geliebten diente. Dabei wird deutlich, dass die äußere Welt – Baum, Wald und Tal – zwar noch dieselben sind, doch für das Ich haben sie ihre frühere Bedeutung verloren.

In den ersten drei Strophen wird die Natur nostalgisch beschrieben: Der „alte Baum“, der „Wald“ und das „tiefe Tal“ waren einst Teil einer lebendigen, von Liebe erfüllten Welt. Diese Orte waren Schauplätze romantischer Begegnungen, voller „Blütenmeer“ und „neuer Lieder“. Die Natur war damals eng mit dem eigenen Erleben verknüpft und mit Gefühlen wie Freude, Liebe und Aufbruchsstimmung aufgeladen.

In der vierten Strophe erfolgt die ernüchternde Wendung: Die Natur selbst ist unverändert geblieben – „Die Welt ist jung geblieben“ –, doch das lyrische Ich hat sich verändert. Es ist gealtert und distanziert sich von den früheren Erlebnissen. Das „schöne Lieben“ ist „vorbei“, der Zauber der Vergangenheit lässt sich nicht zurückholen.

Eichendorff verbindet hier das romantische Naturmotiv mit einer persönlichen Lebensbilanz. Das Gedicht thematisiert die Diskrepanz zwischen der bleibenden Natur und der Vergänglichkeit menschlicher Gefühle und Erfahrungen. Die stille Resignation am Ende macht das Gedicht zu einem eindrücklichen Ausdruck von Wehmut und der Erkenntnis, dass die Schönheit der Jugend und Liebe unwiederbringlich verloren ist.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.