Frühlingsnacht
Übern Garten durch die Lüfte
Hört ich Wandervögel ziehn,
Das bedeutet Frühlingsdüfte,
Unten fängts schon an zu blühn.
Jauchzen möcht ich, möchte wissen,
Ist mirs doch, als könnts nicht sein!
Alte Wunder wieder scheinen
Mit dem Mondenglanz herein.
Und der Mond, die Sterne sagens,
Und in Träumen rauschts der Hain,
Und die Nachtigallen schlagens:
Sie ist Deine, sie ist Dein!
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Frühlingsnacht“ von Joseph von Eichendorff beschreibt eine nächtliche Frühlingsszene, die von einer tiefen Verbindung zur Natur und einem Gefühl der Erneuerung geprägt ist. Zu Beginn hört der lyrische Sprecher die „Wandervögel“ über den Garten ziehen, was auf den beginnenden Frühling und die Rückkehr des Lebens und der Bewegung hinweist. Diese „Frühlingsdüfte“ und das „Blühen“ unten im Garten symbolisieren die Wiedergeburt der Natur, die mit dem Frühling in vollem Gange ist. Das Bild der Vögel, die in den Lüften ziehen, verstärkt das Gefühl von Freiheit und Aufbruch.
In der zweiten Strophe drückt der Sprecher seine Freude und zugleich seine Unsicherheit aus: „Jauchzen möcht ich, möchte wissen, / Ist mirs doch, als könnts nicht sein!“ Hier wird das Gefühl einer unerklärlichen, beinahe wunderbaren Freude dargestellt, die mit dem Frühling und der erwachenden Natur verbunden ist. Der Sprecher fühlt sich von „alten Wundern“ umgeben, die im „Mondenglanz“ erscheinen. Dies deutet darauf hin, dass der Frühling für den Sprecher nicht nur eine Jahreszeit, sondern ein Moment des Wunders und der Magie ist, in dem er die Vergangenheit und die Schönheit der Welt in einem neuen Licht sieht.
Die dritte Strophe verstärkt die mystische Atmosphäre, indem der Mond und die Sterne in den Mittelpunkt treten. Diese Himmelskörper sind als „Sager“ dargestellt, was darauf hinweist, dass sie eine Botschaft oder ein Wissen vermitteln. Der Klang der „Nachtigallen“ und das Rauschen des „Hains“ vertiefen das Bild der nächtlichen Natur und schaffen eine Verbindung zwischen dem irdischen und dem himmlischen Raum. Die Nacht wird hier zu einem Ort, an dem die Natur und die Sterne eine geheimnisvolle, fast übernatürliche Kommunikation mit dem Sprecher pflegen.
Das Gedicht endet mit der wiederholten Aussage „Sie ist Deine, sie ist Dein!“, wobei die Nacht, die Natur und das Leben insgesamt als eine Art Geschenk oder Zugehörigkeit dargestellt werden. Es handelt sich um eine persönliche und intime Anrede an die Natur oder an eine geliebte Person, wobei der Frühling und die nächtliche Szenerie zu einem Symbol für Liebe und Verbundenheit werden. Der Sprecher fühlt sich in dieser Nacht der Natur und möglicherweise auch der Liebe so nah, dass alles zu ihm gehört. Das Gedicht vermittelt ein Gefühl der Erfüllung und des Einklangs mit der Welt.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.