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Der Staat

Von

Der Staat – er falle! – ob er Monarchie,
Ob Republik, ob sozial sich nenne,
Denn nie kann es geschehn, – nie, sag‘ ich, nie –
Daß je im Staat der Freiheit Fackel brenne.

Der Staat ist Zwang. Er kennt nur Herr’n und Knechte.
Wir aber wollen keins von beiden sein.
Wir wollen uns’re heiligen Menschenrechte,
Um sie zu deuteln, keinem Zweiten leihn.

Erst wenn sein Joch von unserm Nacken nahm
Die Hand der Freiheit, athmen Alle, Alle!
So lange aber dieser Tag nicht kam
Ertönt mein Ruf: „Der Mörder Staat – er falle!“

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Gedicht: Der Staat von John Henry Mackay

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Der Staat“ von John Henry Mackay ist eine leidenschaftliche Anklage gegen die Institution des Staates und seine repressiven Strukturen. Es thematisiert die Unvereinbarkeit von Freiheit und staatlicher Macht, die als Zwang und Unterdrückung dargestellt wird. Zu Beginn ruft der Sprecher den Fall des Staates aus, unabhängig davon, ob es sich um eine Monarchie, Republik oder sozialistische Form handelt. Der Ausruf „Der Staat – er falle!“ bringt die klare Ablehnung jeder Form des Staates zum Ausdruck. Der Staat wird als unvereinbar mit wahrer Freiheit angesehen, da er die „Fackel der Freiheit“ nie wirklich entfachen kann. Freiheit ist in diesem Verständnis etwas, das im Rahmen staatlicher Strukturen nicht existieren kann.

Der zweite Vers vertieft diese Ablehnung, indem er den Staat als „Zwang“ bezeichnet. Der Staat wird als eine institutionalisierte Macht beschrieben, die nur zwischen „Herr’n und Knechten“ unterscheidet. Diese Dichotomie zwischen Herrschenden und Beherrschten widerspiegelt die Vorstellung, dass der Staat die Menschen in zwei Kategorien unterteilt: diejenigen, die Macht haben, und diejenigen, die ihr unterworfen sind. Der Ruf nach Freiheit ist daher ein Aufruf zur Befreiung von dieser Hierarchie, da der Staat stets auf Unterwerfung und Kontrolle angewiesen ist. Der Wunsch nach Selbstbestimmung und persönlichen Rechten wird als fundamentale Antwort auf diese Ungerechtigkeit dargestellt.

Im nächsten Vers fordert der Sprecher die Wahrung der „heiligen Menschenrechte“, die in keiner Weise von einem anderen ausgeliehen oder „gedeutelt“ werden sollen. Es geht darum, die Rechte des Einzelnen zu bewahren und zu verteidigen, ohne sie der Interpretation oder der Macht anderer zu unterwerfen. Der Mensch soll frei von staatlicher Bevormundung leben können, wobei die Verantwortung für das eigene Leben in den Händen des Individuums selbst liegt. Die Forderung nach der Wahrung dieser Rechte wird zur zentralen Botschaft des Gedichts.

Das Gedicht endet mit einem dramatischen Ausruf: „Ertönt mein Ruf: ‚Der Mörder Staat – er falle!‘“ Dieser Schrei ist eine rhetorische Provokation, die den Staat als „Mörder“ darstellt, da er die Freiheit der Menschen tötet und sie in einer Abhängigkeit hält. Die Vorstellung, dass „die Hand der Freiheit“ den „Joch“ des Staates von den Menschen nehmen muss, symbolisiert den Traum einer Gesellschaft, in der echte Freiheit ohne Zwang existiert. Mackay kritisiert die bestehenden gesellschaftlichen Strukturen scharf und fordert eine Revolution gegen das, was er als Unterdrückung des Staates empfindet. Das Gedicht fordert eine radikale Veränderung der politischen Ordnung hin zu einer Gesellschaft, in der Freiheit und Selbstbestimmung die obersten Werte sind.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.