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Mittel zum Vergnügen

Von

Schwestern! wollt ihr wissen,
Wie ich mich vergnüge,
Daß ich immer scherze,
Daß ich immer singe,
Daß ich auch im Winter,
Wenn auch schon die Rosen
Unser Haupt nicht krönen,
Doch noch immer scherze?
Machts wie ich, und liebet!
Doch liebet nicht nur Männer:
Liebet auch die Tugend;
Liebet schöne Bücher;
Stimmet auch die Saiten,
Dichtet schöne Lieder;
Singet von der Liebe!
Liebt ihr aber Männer;
O! so liebt nur einen,
Liebet ihn recht zärtlich,
Scherzt mit eurem Freunde:
So seyd ihr recht glücklich!

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Gedicht: Mittel zum Vergnügen von Johanne Charlotte Unzer

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Mittel zum Vergnügen“ von Johanne Charlotte Unzer ist ein lebendiger Appell an die Frauen, wie sie das Leben mit Freude und Erfüllung genießen können, ohne sich allein auf die Liebe zu einem Mann zu konzentrieren. Zu Beginn fordert die Sprecherin ihre Schwestern auf, zu erfahren, wie sie es schafft, stets in guter Stimmung zu sein und zu singen, selbst wenn die äußeren Umstände, wie der Winter oder das Fehlen von Rosen, wenig Anlass zu Freude geben. Das Geheimnis ihres Vergnügens liegt in der inneren Haltung – einem Leben, das auf der Freude an einfachen, aber wichtigen Dingen basiert.

Die Sprecherin betont, dass das wahre Vergnügen nicht nur aus der Liebe zu Männern bestehen sollte. Vielmehr sollen die Schwestern die Tugend, schöne Bücher, die Musik und das Dichten von Liedern lieben. Diese Aktivitäten, so scheint es, geben ihr Leben Tiefe und Erfüllung, auch wenn die äußeren Bedingungen nicht immer ideal sind. Der Gedanke, dass wahres Vergnügen auch in geistigen und künstlerischen Betätigungen zu finden ist, stellt eine Einladung dar, das Leben in seiner ganzen Vielfalt zu genießen. Hier wird eine Form von Selbstgenügsamkeit propagiert, bei der Frauen sich nicht nur auf romantische Beziehungen verlassen, sondern auch andere Quellen des Glücks in sich entdecken.

Der Dichterin ist jedoch auch bewusst, dass die Liebe zu einem Mann ein wesentlicher Bestandteil des Lebens sein kann, wenn sie auf die richtige Weise gepflegt wird. Sie empfiehlt, einen Mann zu lieben, aber nur einen, und diesen „recht zärtlich“ zu lieben. Diese zärtliche und respektvolle Liebe ist die Grundlage für wahres Glück, das nicht auf oberflächlichen Gefühlen beruht, sondern auf einer tiefen und harmonischen Beziehung. Der Appell, mit dem Freund oder Partner zu scherzen, hebt die Bedeutung von Leichtigkeit und Freude in der Partnerschaft hervor, was eine gesunde und glückliche Beziehung unterstützt.

Insgesamt ruft das Gedicht dazu auf, das Leben in seiner vollen Bandbreite zu genießen und nicht nur von der Liebe zu einem Mann abhängig zu sein. Es betont die Wichtigkeit von Selbstgenügsamkeit und innerer Erfüllung durch Kunst, Tugend und geistige Tätigkeiten. Doch auch die Liebe zu einem Partner wird als wertvoll angesehen, solange sie auf einer tiefen und respektvollen Basis beruht. Unzer vermittelt hier eine Botschaft der Balance: wahres Glück entsteht durch die Kombination von Selbstliebe, geistiger Erfüllung und einer erfüllten Partnerschaft.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.