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Katzenpastete

Von

Bewährt den Forscher der Natur
Ein frei und ruhig Schauen,
So folge Meßkunst seiner Spur
Mit Vorsicht und Vertrauen.

Zwar mag in einem Menschenkind
Sich beides auch vereinen;
Doch daß es zwei Gewerbe sind,
Das läßt sich nicht verneinen.

Es war einmal ein braver Koch,
Geschickt im Appretieren;
Dem fiel es ein, er wollte doch
Als Jäger sich gerieren.

Er zog bewehrt zu grünem Wald,
Wo manches Wildpret hauste,
Und einen Kater schoß er bald,
Der junge Vögel schmauste.

Sah ihn für einen Hasen an
Und ließ sich nicht bedeuten,
Pastetete viel Würze dran
Und setzt‘ ihn vor den Leuten.

Doch manche Gäste das verdroß,
Gewisse feine Nasen:
Die Katze, die der Jäger schoß,
Macht nie der Koch zum Hasen.

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Gedicht: Katzenpastete von Johann Wolfgang von Goethe

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Katzenpastete“ von Johann Wolfgang von Goethe thematisiert augenzwinkernd den Unterschied zwischen zwei Disziplinen – dem genauen Beobachten und Messen der Natur sowie der praktischen Anwendung von Fähigkeiten. Die ersten beiden Strophen legen diesen Gegensatz zwischen Wissenschaft und Handwerk dar und stellen fest, dass beide zwar in einer Person vereint sein können, aber dennoch unterschiedliche „Gewerbe“ bleiben.

Anhand einer humorvollen Anekdote wird dieser Gedanke weitergeführt: Ein Koch, der eigentlich im Zubereiten von Speisen bewandert ist, versucht sich als Jäger. Doch sein fehlendes Urteilsvermögen führt dazu, dass er eine Katze mit einem Hasen verwechselt. Er bereitet sie kunstvoll zu, doch den Gästen entgeht der Fehler nicht – eine Katze bleibt eine Katze, egal wie gut sie gewürzt wurde.

Goethes Gedicht spielt somit auf die Grenzen menschlicher Fähigkeiten an: Nicht jeder ist für alles geeignet, und wer sich außerhalb seines Fachgebiets versucht, kann schnell scheitern. Gleichzeitig steckt in der Erzählung eine Kritik an oberflächlichem Wissen und an der Selbstüberschätzung von Laien, die glauben, mit oberflächlicher Kenntnis komplexe Aufgaben meistern zu können. Die Pointe macht deutlich, dass wahre Expertise nicht allein von Geschick abhängt, sondern auch von Erfahrung und fundiertem Wissen.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.