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Leben

Von

Nur ein Leben leben wir aus in manchen Gestalten;
Unser Schauspiel, es ruft Scene nach Scenen hervor.
Und doch binden so selten in uns sich Alter und Scenen;
Neulinge sind wir als Kind, Neulinge gehn wir ins Grab.
Auch die uns hören und sehn, Neulinge gehn sie vorüber;
Also spiele Dein Spiel, nicht für die Menge, für Dich!

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Gedicht: Leben von Johann Gottfried Herder

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Leben“ von Johann Gottfried Herder reflektiert über die Vergänglichkeit des Daseins und die immerwährende Erneuerung des Menschen im Laufe seines Lebens. Herder beschreibt das Leben als eine Abfolge von „Scenen“, die wie auf einer Bühne inszeniert werden. Jede Lebensphase bringt neue Rollen und Erfahrungen mit sich, und dennoch gelingt es dem Menschen nur selten, diese verschiedenen „Alter und Scenen“ innerlich zu verbinden. Die Idee, dass wir in jeder Lebenssituation „Neulinge“ bleiben, unterstreicht die Fremdheit und das Unvollendete, das dem menschlichen Dasein innewohnt.

Das Gedicht thematisiert auch die Einsamkeit und Individualität des Lebenswegs. Selbst die Menschen um uns herum – „die uns hören und sehn“ – bleiben letztlich ebenfalls „Neulinge“, die nur vorübergehend Teil unseres Lebens sind. Dies betont die Flüchtigkeit zwischenmenschlicher Beziehungen und verstärkt den Eindruck, dass das Leben ein persönlicher Weg ist, den jeder für sich allein geht. Die Welt erscheint als Bühne, auf der niemand seine Rolle vollständig beherrscht.

Der abschließende Appell, das eigene „Spiel“ nicht für die „Menge“, sondern „für Dich“ zu spielen, bringt die zentrale Botschaft des Gedichts auf den Punkt. Herder plädiert für ein selbstbestimmtes Leben, das sich nicht an der Anerkennung durch andere orientiert. Es ist ein Aufruf zur Authentizität und inneren Freiheit: Der Mensch soll sein Leben als individuelles Schauspiel begreifen, das nicht auf äußeren Applaus, sondern auf persönliche Erfüllung zielt.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.