Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
, , , , , , , , , , ,

Jägerlied

Von

Juli 1813.

Nach grüner Farb′ mein Herz begehrt,
Zur süßen Augenweide.
Wann wird mir solche Lust gewährt,
Zu gehn im grünen Kleide.
Wie Gotteshand im grünen Mai
Die Fluren kleidet schön und neu,
Ließ ich mich gerne schauen.

So nenne kühn die Farbenpracht,
Die dir das Herz entzündet.
Auf grünem Grund hat Gottes Macht
Der Erde Bau gegründet.
Wir wollen uns für dich bemühn.
Ist′s Wiesengrün? ist′s Waldesgrün?
Ist′s Grün von edlen Steinen?

Es ist die süße Frühlingslust,
Es sind der Hoffnung Farben,
Die nimmermehr in Menschenbrust
Entschliefen, noch erstarben.
Sie brechen vor in grüner Glut,
Die Freiheits-Lust, der Freiheits-Muth,
Die haben mich ergriffen.

Es ist ein junger Tannenwald,
Ein grüner Wald aus Norden,
So schlank und adlig von Gestalt,
Ein ritterlicher Orden.
Der Sturm, der seine Zweige regt,
Hat auch mein tiefstes Herz bewegt,
Der heil′ge Sturmwind Gottes.

Es ist die schmucke Jägerschaar
Der jungen tapfern Preußen,
Die sollen nun und immerdar
Uns rechte Jäger heißen.
Ihr bestes Wild ist ein Tyrann,
Drauf zielen alle Mann für Mann,
O stünd′ ich unter ihnen.

Und ist es das, du deutsches Blut,
Was deinen Busen schwellet,
So sei der Schaar voll Lust und Muth
In Ehren zugesellet!
Du junger grüner Freiheits-Sproß,
Nimm hin das heilige Geschoß,
Und tödte den Tyrannen.

O grüne Lust, o Gottes-Kraft,
Mein Sehnen ist gestillet,
Wo Freiheitstrieb und Frühlingssaft
In tausend Adern quillet.
Frisch auf, das helle Jagdhorn schallt,
Wir kommen schon, wir halten bald
Die Jagd zu Gottes Ehre.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Jägerlied von Max von Schenkendorf

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Jägerlied“ von Max von Schenkendorf ist eine feurige Ode an die Freiheit, den Frühling und den Aufbruch der Jugend, geschrieben im Juli 1813, also inmitten der Befreiungskriege gegen Napoleon. Es ist ein patriotisches Gedicht, das die Naturmetaphorik nutzt, um die Sehnsucht nach Freiheit und die Begeisterung für den Kampf gegen die Unterdrückung auszudrücken. Die Farbe Grün, das Symbol des Frühlings, der Hoffnung und des Lebens, zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Gedicht und wird mit verschiedenen Bildern und Emotionen verknüpft.

In den ersten Strophen wird das Grün zunächst als visuelle Freude und als Ausdruck der Sehnsucht des lyrischen Ichs nach der Natur dargestellt. Es wird mit der göttlichen Schöpfung und dem Erwachen des Frühlings in Verbindung gebracht. Das Grün wird dann zur Farbe der Hoffnung und des Muts, die im Herzen des Sprechers entflammt sind. Der „junge Tannenwald“ in der vierten Strophe steht für eine junge, dynamische Gemeinschaft, möglicherweise für die preußischen Truppen, die sich in den Krieg ziehen, ein „ritterlicher Orden“. Der Sturm, der die Zweige bewegt, ist der „heil’ge Sturmwind Gottes“, der auch das Herz des Sprechers bewegt und ihn antreibt.

Die folgenden Strophen konzentrieren sich auf die konkrete politische Dimension des Gedichts. Die „schmucke Jägerschaar“ repräsentiert die jungen preußischen Soldaten, die sich auf die Jagd nach einem Tyrannen begeben. Die Metapher der Jagd dient hier als ein starkes Symbol für den Kampf gegen die Unterdrückung und die Befreiung von der Tyrannei Napoleons. Das „deutsche Blut“ wird aufgefordert, sich der „Schar“ anzuschließen und gemeinsam den Tyrannen zu töten. Das Gedicht wird so zu einem Aufruf zum Patriotismus und zur aktiven Teilnahme am Kampf für die Freiheit.

In der abschließenden Strophe gipfelt die Begeisterung in einem Lobgesang auf die „grüne Lust“ und die „Gottes-Kraft“. Die Sehnsucht des Sprechers ist gestillt, da Freiheit und Frühlingssaft in seinen Adern pulsieren. Das Jagdhorn erklingt als Signal zum Aufbruch und zum Kampf, der nun im Namen Gottes und für die Freiheit geführt wird. Schenkendorf verbindet in seinem „Jägerlied“ Natur, Patriotismus und religiöse Überzeugung zu einem leidenschaftlichen Bekenntnis zur Freiheit und zur Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Das Gedicht ist ein Ausdruck der Zeit, ein Zeugnis des Freiheitswillens und der Begeisterung für den Kampf gegen die Fremdherrschaft.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.