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Ist Lieb ein Feur

Von

Ist Lieb ein Feur, und kan das Eisen schmiegen,
bin ich voll Feur, und voller Liebes Pein,
Wohrvohn mag doch der Liebsten Hertze seyn?
wans eisern wär, so würd eß mir erliegen,

wans gülden wär, so würd ichs können biegen,
durch meine Gluht; solls aber fleischern seyn,
so schliess ich fort: Eß ist ein fleischern Stein:
doch kan mich nicht ein Stein, wie sie, betriegen.

Ists dan wie Frost, wie kalter Schnee und Eiß,
wie presst sie dann auß mir den Liebesschweiß?
Mich deucht: Ihr Herz ist wie die Loorberblätter,

die nicht berührt ein starcker Donnerkeil,
sie, sie verlacht, Cupido, deine Pfeil;
und ist befreyt für deinem Donnerwetter.

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Gedicht: Ist Lieb ein Feur von Sibylla Schwarz

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Ist Lieb ein Feur“ von Sibylla Schwarz ist eine introspektive Betrachtung über die Natur der Liebe und die Gefühlswelt der geliebten Person. Das lyrische Ich, von Liebespein gequält, versucht, die Beschaffenheit des Herzens seiner Angebeteten zu ergründen und daraus Rückschlüsse auf seine eigenen Gefühle und die Aussicht auf Erwiderung zu ziehen. Die verwendete Rhetorik ist geprägt von Vergleichen, die die verschiedenen Zustände des Herzens durchlaufen, von Feuer und Metall über Stein bis hin zu Frost, Schnee und Eis.

Die ersten acht Verse, die sogenannte Oktave, präsentieren eine Reihe von Hypothesen und Schlussfolgerungen. Das lyrische Ich fragt sich, ob die Liebe wie Feuer ist, das Eisen formen kann – ein Hinweis auf die Macht der Liebe und die eigene Leidenschaft. Wenn dem so wäre, wäre es erfüllt von Feuer und Schmerz. Doch die Frage nach dem Wesen des Herzens der Geliebten bleibt bestehen. Ist es aus Eisen, könnte es durch die eigene Liebe gebogen werden; ist es aus Gold, könnte es ebenfalls durch die Kraft der Leidenschaft geformt werden. Die Schlussfolgerung, dass es „fleischern“ ist, deutet auf eine gewisse Verletzlichkeit hin, doch das lyrische Ich schließt daraus, dass es eher einem „fleischernen Stein“ gleicht, also unempfänglich für die Liebe.

In den abschließenden sechs Versen, dem sogenannten Sextett, werden weitere Möglichkeiten in Betracht gezogen. Ist das Herz wie Frost, Schnee und Eis, wie kann dann der „Liebesschweiß“ aus dem lyrischen Ich hervorquellen? Der Dichter findet keine Antwort. Schlussendlich zieht das lyrische Ich den Vergleich mit Lorbeerblättern, die vom Donnerkeil unberührt bleiben. Dies ist ein starkes Bild der Unempfänglichkeit und Unbeeindruckbarkeit. Die Geliebte lacht über Cupidos Pfeile und ist ungeschützt vor dem „Donnerwetter“ der Liebe.

Insgesamt zeichnet das Gedicht das Bild einer unerwiderten Liebe, einer Liebe, die auf eine Wand aus Gleichgültigkeit stößt. Das lyrische Ich ringt mit der Unverständlichkeit des geliebten Herzens, das jeglichem Annäherungsversuch zu widerstehen scheint. Durch die Verwendung von Gegensätzen und Vergleichen verdeutlicht Sibylla Schwarz die innere Zerrissenheit und die Verzweiflung des Liebenden, der die Gründe für die Ablehnung ergründen möchte, jedoch keine Antworten findet und schließlich resigniert. Das Gedicht zeugt von der Stärke des lyrischen Ichs, das die Situation analysiert, jedoch mit der Erkenntnis enden muss, dass die Liebe nicht erzwungen werden kann.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.