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In Tränen geh ich nun allein

Von

In Tränen geh ich nun allein,
am Quell – Du kennst ihn wohl.
Ich blicke in den Bach hinein,
daß er mich trösten soll.

Du freundlich Liebesangesicht,
wie bist du doch so fern!
Dich bringt mir nun kein Tageslicht,
bringt nicht der Abendstern.

Mein Leben schließt die Augen zu,
weil es Dich nicht mehr sieht,
indes in Träumen ohne Ruh
mein Herz stets zu Dir zieht.

Die leise Welle rinnet klar,
und zeigt den grünen Grund.
O! Welle mache offenbar,
was wohl mich macht gesund!

Die Welle schweigt und fliehet bald,
doch unten frisch und hell
grünt wundervoll ein Pflanzenwald
bedeckt vom klaren Quell.

Und aus dem frischen Wasserreich
steigt hell der Trost zu mir:
»Es grünet so der Hoffnung Zweig
auch unter Tränen Dir.«

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Gedicht: In Tränen geh ich nun allein von Sophie Friederike Brentano

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „In Tränen geh ich nun allein“ von Sophie Friederike Brentano ist ein ergreifender Ausdruck von Trauer, Sehnsucht und der Suche nach Trost in der Natur. Es beschreibt die Erfahrung einer verlorenen Liebe und die anschließende Isolation der sprechenden Person, die sich in der Natur Trost erhofft. Der Schauplatz, ein Bach, wird zum Zeugen der Trauer, während die Reflektion im Wasser als Möglichkeit zur Selbstbetrachtung und zur Hoffnungssuche genutzt wird.

Die ersten beiden Strophen etablieren die melancholische Stimmung. Die sprechende Person ist von Trauer überwältigt, „in Tränen geh[t]“ sie „nun allein“. Die Erinnerung an die verlorene Liebe ist allgegenwärtig, wie die Anrede „Du“ und die Beschreibung des „Liebesangesicht[s]“ zeigen. Die Abwesenheit des Geliebten wird betont, sowohl am Tag als auch in der Nacht, wodurch die Einsamkeit der sprechenden Person und der Verlust der Vertrautheit unterstrichen werden. Die Formulierung „Mein Leben schließt die Augen zu, / weil es Dich nicht mehr sieht“ deutet auf eine tiefe Verzweiflung und eine innere Leere, die durch den Verlust entstanden ist.

Die folgenden Strophen verlagern den Fokus auf die Natur, insbesondere auf den Bach und das Wasser, das als Spiegelbild der Seele und als Quelle des Trostes dient. Die sprechende Person blickt in den Bach und sucht Antworten auf ihre Gefühle. Die Bewegung und Klarheit des Wassers werden als Kontrast zur eigenen inneren Unruhe dargestellt. Die Entdeckung eines grünen Pflanzenwaldes am Grund des Baches, verborgen unter der Oberfläche, symbolisiert die Hoffnung, die trotz der Trauer weiterhin existiert. Dies wird durch die letzte Strophe unterstrichen, in der die „Hoffnung“ wie ein grüner Zweig aus dem „frischen Wasserreich“ aufsteigt und die Botschaft des Trostes vermittelt: „Es grünet so der Hoffnung Zweig / auch unter Tränen Dir.“

Brentanos Gedicht ist ein eindrucksvolles Beispiel für die Romantik, in der die Natur als Spiegelbild der menschlichen Seele und als Quelle des Trostes betrachtet wird. Die einfache, doch ausdrucksstarke Sprache und die Verwendung von Bildern wie dem Bach und den Pflanzen erzeugen eine starke emotionale Wirkung. Das Gedicht vermittelt die universelle Erfahrung von Verlust und Trauer, aber auch die Hoffnung auf Heilung und das Potenzial für neues Wachstum, selbst inmitten von Leid. Die Struktur des Gedichts, die von Trauer zu Hoffnung führt, spiegelt den inneren Weg der sprechenden Person wider, die durch die Natur letztendlich Trost findet.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.