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Hochzeitgedichte

Von

I.
Es singt die deutsche Sage
Seit altersgrauer Zeit
Von todeskühnem Helden,
Von todestreuer Maid.

Vom Mann, der seinen Willen
Durchkämpfe bis zum Tod;
Nicht brach die Noth sein Eisen, –
Sein Eisen brach die Noth! –

Vom Mädchen, das die Liebe
Tief in dem Herzen barg,
Ihr Kleinod und ihr Weihthum
Vom Jawort bis zum Sarg.

In solchem Liebespare,
Treu, heldenstark und mild,
Sah unsres Volkes Seele
Das eigne Spiegelbild. –

Heil uns! – Noch ward solch′ Bildniß
Bei uns nicht sagenhaft:
Noch lebt in unserm Volke
Die Reinheit und die Kraft.

Schaut hin auf unser Brautpar:
Wie prangt des Mannes Kraft!
Wie blitzt sein blaues Auge
So stolz, so siegfriedhaft.

Und lieblich wie sie blicket, –
In dieser Jungfrau ruht
Nicht nur der Liebe Zartheit,
Glüht auch der Liebe Muth.

Darum Heil, uns wie ihnen:
Denn Deutschlands Wohl und Wehe, –
Sie birgt in heil′gem Schose
Die Zucht der deutschen Ehe!

Schaut her, ihr schlimmen Nachbarn,
Ihr Hasser links und rechts:
So blüht die stolze Zukunft
Germanischen Geschlechts.

Ihr aber hebt die Becher
Und jubelt froh und laut:
»Hoch diese deutsche Ehe!
Hoch Bräutigam und Braut!«

II.
Dem Manne Heil, dem solch ein Weib beschieden!
Ausstrahlt ihr stilles, tiefes Herz den Frieden.
So wird Euch, wie des Lebens Wogen treiben,
Der stille Friede tiefer Seelen bleiben.
Und kehrt Ihr aus der Welt nach Haus zurück, –
Am eignen Herd glüht Euch das schönste Glück.
Ein solcher Bund hat nicht die Zeit zu scheuen,
Sein Segen wird sich immerdar erneuen:
Er wächst, und wann das Jahr sich zehnmal neute,
Seid Ihr unendlich glücklicher als heute.
Das ist mein Wunsch zu euer Hochzeit Weihung,
Und oft ward Dichterwort zur Prophezeiung.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Hochzeitgedichte von Felix Dahn

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Hochzeitgedichte“ von Felix Dahn ist eine feierliche Ode an die deutsche Ehe, die in zwei Teilen eine romantische Idealisierung von Ehe und Nation vereint. Der erste Teil, eine hymnische Betrachtung, beschwört die Traditionen von Liebe, Treue und Tapferkeit, die in der deutschen Sagengeschichte verankert sind. Es wird ein Bild von heldenhaften Männern und treuen Frauen gezeichnet, die in ihrer Liebe und ihrem Mut ein Spiegelbild der deutschen Seele darstellen. Das Gedicht stellt diese Werte als lebendig und gegenwärtig dar, betont die Reinheit und Kraft des deutschen Volkes und verknüpft die eheliche Harmonie mit dem Wohl Deutschlands.

Der zweite Teil des Gedichts nimmt eine persönlichere Note an, indem er dem Brautpaar Glück und Frieden wünscht. Die Dichtung betont die tiefe Verbundenheit, die aus einer solchen Ehe erwächst, und verheißt ein Glück, das mit den Jahren wächst und sich immer wieder erneuert. Diese Wünsche sind eingebettet in eine Botschaft der Hoffnung und des Optimismus, wobei der Dichter seine Worte als eine Prophezeiung für die Zukunft des Paares ausgibt. Der Fokus liegt auf der inneren Harmonie und dem stillen Frieden, der in der Ehe gefunden wird, was eine Gegenüberstellung zur äußeren Welt und ihren Stürmen darstellt.

Das Gedicht nutzt eine einfache, doch feierliche Sprache, die durch die Verwendung von Reim und Rhythmus einen hymnenartigen Charakter erhält. Die Worte sind von einer starken patriotischen Note geprägt, die die Ehe als Fundament der deutschen Nation betrachtet. Die Beschwörung von „Deutschland“ und die Betonung des germanischen Geschlechts deuten auf eine tief verwurzelte Idealisierung der deutschen Kultur und Identität hin. Diese Verbindung von privatem Glück und nationaler Identität zeigt die gesellschaftliche Bedeutung der Ehe in der damaligen Zeit.

Die Struktur des Gedichts, insbesondere die Gegenüberstellung von hymnischer Verklärung in Teil I und persönlichem Wunsch in Teil II, spiegelt die Absicht wider, die Ehe sowohl als individuelle als auch als gesellschaftliche Institution zu feiern. Die Erhebung der Brautleute zu Helden und Heldinnen der eigenen Geschichte unterstreicht die Bedeutung ihrer Verbindung für die Zukunft der Nation. Dies deutet darauf hin, dass die Ehe als ein Eckpfeiler der deutschen Identität und Stärke gesehen wurde, der Reinheit, Kraft und Kontinuität symbolisiert.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Hochzeitgedichte“ ein patriotisches und romantisches Gedicht ist, das die Ehe als idealisierte Verbindung von Liebe, Treue und nationaler Identität feiert. Es ist ein Ausdruck des kulturellen Stolzes und des Glaubens an die Zukunft Deutschlands, der durch die Harmonie und das Glück der Ehepaare verkörpert wird. Das Gedicht verbindet auf eindrucksvolle Weise persönliche Wünsche mit einem tiefen Gefühl der nationalen Verbundenheit.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.