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Wegewarte

Von

Es steht eine Blume,
Wo der Wind weht den Staub,
Blau ist ihre Blüte,
Aber grau ist ihr Laub.
Ich stand an dem Wege,
Hielt auf meine Hand,
Du hast Deine Augen
Von mir abgewandt.

Jetzt stehst du am Wege,
Da wehet der Wind,
Deine Augen, die blauen,
Vom Staub sind sie blind.

Da stehst du und wartest,
Daß ich komme daher,
Wegewarte, Wegewarte,
Du blühst ja nicht mehr.

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Gedicht: Wegewarte von Hermann Löns

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Wegewarte“ von Hermann Löns beschreibt das Bild einer Beziehung, die von Entfremdung und unerfülltem Warten geprägt ist. Zu Beginn wird die Blume als Symbol für eine ehemals lebendige, hoffnungsvolle Beziehung beschrieben. Ihre blaue Blüte steht für die Schönheit und den Optimismus der Liebe, während das graue Laub die beginnende Vergänglichkeit und den Verlust von Frische und Lebendigkeit andeutet. Der Wind, der den Staub verweht, könnte als Metapher für die äußeren Einflüsse verstanden werden, die das zarte Band der Beziehung bedrohen.

Der Sprecher erinnert sich an eine Zeit, in der er „an dem Wege“ stand und die andere Person ihre Augen von ihm abwandte. Diese Geste des Abwensens zeigt die Entfremdung und das wachsende Desinteresse, das die Beziehung erreicht hat. Das Bild von „abgewandten Augen“ verstärkt den Eindruck einer tiefen inneren Distanz und eines Verlassens der Verbindung. Die „Hand“, die er hielt, scheint ein letzter Versuch gewesen zu sein, noch eine Brücke zu schlagen, doch dieser Versuch bleibt erfolglos.

Im weiteren Verlauf des Gedichts steht die Person nun selbst am Wege, „da wehet der Wind“ und die blauen Augen sind „vom Staub blind“. Diese Wendung zeigt, dass der Staub und der Wind, die zunächst die Blume betrafen, nun auch die andere Person beeinträchtigen. Ihre „blauen Augen“ sind ein weiteres Symbol für die Hoffnung, doch sie sind von der Realität des Verfalls und der Enttäuschung getrübt. Die Augen, die einst voller Leben und Interesse waren, sind nun blind für das, was vor ihnen liegt, und können nichts mehr erkennen.

Das Gedicht endet mit einer resignierten Bemerkung: „Du blühst ja nicht mehr.“ Die „Wegewarte“, die auf den Sprecher wartet, ist nicht mehr die blühende, lebendige Blume von früher. Sie steht nun für das vergebliche Warten und die unerfüllte Hoffnung auf eine Rückkehr zu einer vergangenen Verbindung. Löns verdeutlicht hier das Verblassen von Gefühlen und das vergebliche Warten auf eine Wiederbelebung einer Beziehung, die nicht mehr möglich ist. Das Bild der „Wegewarte“ ist gleichzeitig eine traurige Metapher für das Warten auf etwas, das nie wiederkommt.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.