Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
,

Klagelied einer Nonne

Von

Viel hundert weiße Lilien
Im Klostergarten stehn;
Die roten, roten Rosen
Sind noch einmal so schön.
Ach Reiter, junger Reiter,
Behalt die Rosen dein;
Mir blühen bloß die Lilien,
Doch nicht die Röselein.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Klagelied einer Nonne von Hermann Löns

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Klagelied einer Nonne“ von Hermann Löns drückt die Traurigkeit und Sehnsucht einer Nonne aus, die sich in ihrem Klosterleben mit der Abwesenheit der Liebe und Leidenschaft auseinandersetzt. Die „hundert weißen Lilien“ im Klostergarten sind ein Symbol für Reinheit, Unschuld und das Leben im Kloster, das von Entsagung und Askese geprägt ist. Im Gegensatz dazu stehen die „roten, roten Rosen“, die als Symbole für Liebe, Leidenschaft und das Leben außerhalb des Klosters beschrieben werden. Der Gegensatz zwischen diesen Blumen bildet das Spannungsfeld des Gedichts: Die Nonne muss sich mit der Unzugänglichkeit der Liebe und dem Leben der Welt abfinden.

Die Wendung „Ach Reiter, junger Reiter“ zeigt, dass die Nonne in einer Art innerer Zerrissenheit zwischen der Verlockung der äußeren Welt und ihrem Leben im Kloster steht. Der „junge Reiter“ wird als Symbol für das Leben der Freiheit, des Abenteuers und der Liebe dargestellt. Der Wunsch, dass der Reiter die Rosen behält, zeigt ihre Sehnsucht nach einer Liebe, die ihr verwehrt bleibt. Während er die Rosen genießen kann, bleibt ihr lediglich die „Lilien“, die für die Enthaltsamkeit und die innerliche Ruhe des Klosterlebens stehen – doch diese sind für sie nicht gleichwertig mit der Schönheit der Liebe, die die roten Rosen symbolisieren.

Das Gedicht spricht die schmerzhafte Entscheidung an, die viele Nonnen in ihrem Leben treffen müssen: die Entscheidung, auf Liebe und weltliche Freude zu verzichten, um sich einem Leben der Entsagung und Hingabe zu widmen. Die Nonne erkennt, dass ihr Leben im Kloster sie von der Welt und ihren Freuden abschneidet, und drückt ihre Melancholie darüber aus, dass sie „bloß die Lilien“ und nicht die „Röselein“ haben kann.

Löns stellt in diesem Gedicht nicht nur die Traurigkeit und den Verlust der Nonne dar, sondern auch die Tragik eines Lebens, das aus Pflicht und Entsagung besteht, ohne die Möglichkeit, die Freude der Liebe und des Lebens zu erfahren. Die Lilien, die in der religiösen Symbolik für Reinheit stehen, sind das Einzige, was ihr bleibt, doch diese Blume kann nicht die Sehnsucht nach der Liebe und dem Leben ersetzen, die sie so sehr vermisst.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.