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Herbstesschwere

Von

Trüb′ die Sonne hinter Wolken steht,
Feucht der Westhauch über Stoppeln weht,
Herbstesöde ruht auf dem Gefild,
Herbstesöde – meiner Seele Bild!

Müßt ihr Fluren auch entlaubet steh′n,
Einen Frühling habt ihr doch geseh′n,
Eines Sommerkusses Gluth gefühlt,
Eh′ euch kalter Todeshauch durchwühlt.

Ach! mir hat kein Frühling noch gelacht,
Keine Blüth′ entsproß des Herzens Nacht,
Und es naht kein heißer Sommertag,
Der mit glüh′ndem Kuß sie lichten mag.

Frühling kehrt zurück mit jungem Grün,
Blumen über Gräbern neu erblüh′n;
Frühling! heil′ des müden Herzens Noth,
Glückesblüthen gib′ ihm, oder Tod!

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Gedicht: Herbstesschwere von Luise Büchner

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Herbstesschwere“ von Luise Büchner offenbart eine tiefe Melancholie und das Gefühl der Hoffnungslosigkeit, das aus der Natur auf die menschliche Seele übertragen wird. Der Titel selbst, der die Schwere des Herbstes betont, ist bezeichnend für die Stimmung des Gedichts, das die Verbindung zwischen der herbstlichen Landschaft und dem inneren Zustand der Dichterin herstellt. Der erste Vers etabliert sofort eine düstere Atmosphäre durch die Beschreibung von trüber Sonne und feuchtem Wind, wobei die „Herbstesöde“ als Spiegelbild der Seele der Dichterin dient.

Die zweite Strophe vergleicht die Natur mit der eigenen Situation der Dichterin. Während die Felder ihre Jahreszeiten durchlaufen und einen Frühling sowie einen Sommer erlebt haben, wird angedeutet, dass die Dichterin diesen positiven Lebenszyklus vermisst. Sie hat weder den Frühling des Glücks noch den Sommer der Leidenschaft erlebt. Diese Gegenüberstellung unterstreicht das Gefühl der Isolation und des Mangels, der die Dichterin erfasst hat. Die Metapher des „kalten Todeshauchs“, der die Felder durchwühlt, symbolisiert das Ende und die Vergänglichkeit, was die persönliche Verzweiflung verstärkt.

Die dritte Strophe vertieft die Hoffnungslosigkeit. Die Dichterin sehnt sich nach dem Erleben von Glück, welches sie bisher verpasst hat. Die fehlende „Blüth′“ aus der „Herzens Nacht“ verdeutlicht, dass ihr Herz bisher unfruchtbar und von Dunkelheit umgeben war. Die Sehnsucht nach einem „heißen Sommertag“ mit einem „glü′ndem Kuß“ zeigt den Wunsch nach Liebe und Erfüllung, der bisher unerfüllt blieb. Die Wiederholung des „Ach!“ verstärkt das Gefühl der Verzweiflung und des Schmerzes.

Die letzte Strophe ist ein flehender Appell an den Frühling, die Nöte des ermüdeten Herzens zu heilen. Die Natur, insbesondere der Frühling mit seinem „jungem Grün“ und den blühenden Blumen, wird zur Hoffnungsträgerin. Die Dichterin bittet um Glück „oder Tod“, was das Ausmaß ihrer Verzweiflung verdeutlicht. Sie wünscht sich entweder die Erfüllung ihrer Sehnsüchte oder das Ende ihres Leidens. Dieses dualistische Ende, das die Extreme von Glück und Tod gegenüberstellt, verstärkt die emotionale Tiefe des Gedichts und die Intensität der Sehnsucht nach Veränderung.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.