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Den Frauen

Von

Wahr ist’s, die Liebe wechselt ihre Farben,
Kornblumen werden weiß im Wasserglas.
Man misst die Stunden nicht mit gleichem Maß,
Erinnerung macht schöner die, die starben.

Und anders ist es uns am Tag der Garben,
als da wir säten – wer das je vergaß,
ist unwert, dass er je ein Weib besaß! –
Das Antlitz bleibt nicht stehn, das wir umwarben.

Doch noch der letzte Rest ist voller Wonne,
weint nicht, ihr Frauen, haltet gierig fest,
was jemals zu euch sprach: Ich liebe dich!

Und spendet nicht den Kindern alle Sonne,
sie lassen bald euch einsam in dem Nest,
aus dem die Liebe heimlich schon entwich.

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Gedicht: Den Frauen von Herbert Eulenberg

Kurze Interpretation des Gedichts

Herbert Eulenbergs Sonett „Den Frauen“ reflektiert über die Vergänglichkeit der Liebe und die Unbeständigkeit menschlicher Gefühle. In melancholischem Ton beschreibt das Gedicht, wie sich die Liebe im Laufe der Zeit wandelt, wie Erinnerungen verklären und wie letztlich nur noch Spuren vergangener Zuneigung bleiben.

Gleich zu Beginn wird die Veränderlichkeit der Liebe durch das Bild der Kornblumen, die im Wasserglas ihre Farbe verlieren, veranschaulicht. Die Liebe ist nicht konstant, die Wahrnehmung der Vergangenheit wird von der Erinnerung geformt – besonders diejenigen, die bereits verstorben sind, erscheinen schöner. Auch die zweite Strophe betont diese Veränderung: Die Wahrnehmung einer Liebe während der Zeit des Kennenlernens unterscheidet sich stark von der späteren Erfahrung. Wer dies nicht anerkennt, so mahnt das Gedicht, ist der Liebe einer Frau nicht würdig.

Die letzte Strophe richtet sich direkt an die Frauen und ermutigt sie, an der verbliebenen Liebe festzuhalten, selbst wenn sie sich nur noch in schwachen Resten zeigt. Gleichzeitig enthält sie eine Warnung: Frauen sollen nicht all ihre Hingabe nur den Kindern schenken, denn diese werden sie eines Tages verlassen, und dann bleibt nur noch eine Leere zurück.

Das Gedicht verbindet zärtliche Bewunderung für die Liebe mit einer ernüchterten Sicht auf ihre Vergänglichkeit. Es mahnt, den Moment der Liebe zu genießen und sich nicht völlig in die Mutterrolle zu verlieren, da sonst eine bittere Einsamkeit drohen könnte. In seiner Mischung aus Melancholie und Weisheit vermittelt es eine reife, lebensnahe Sicht auf Beziehungen und menschliche Gefühle.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.