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An den Rhein

Von

Gewalt’ger Bruder, wag ich es, dein Bild,
das immerzu an mir vorüberfließt
und sich voll Majestät in mich ergießt,
im Vers zu spiegeln als dein helles Schild:

Ich diene dir getreu an meiner statt.
Mein Haus prangt fest an deinem weichen Rand,
mit blanken Augen froh dir zugewandt,
sieht es wie ich sich niemals an dir satt.

Am liebsten freilich bist du uns bei Nacht.
Du schläfst nicht ein, ziehst deine große Bahn
gleich uns gewunden durch des Daseins Macht

Dem Meer, dem Tode zu. Du fühlst ihn nahn,
und unter den Gestirnen wirr entfacht
singst du im Sterben leise wie ein Schwan.

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Gedicht: An den Rhein von Herbert Eulenberg

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An den Rhein“ thematisiert die ehrfürchtige Bewunderung des lyrischen Ichs für den Rhein und seine symbolische Bedeutung. Der Fluss wird als majestätische, kraftvolle Naturgewalt dargestellt, die unaufhörlich fließt und zugleich eine tiefe Verbindung zum Menschen aufbaut. Das lyrische Ich fühlt sich dem Rhein treu verbunden, sein Haus steht fest an dessen Ufer, stets auf den Fluss gerichtet – eine Metapher für die beständige Faszination und Verbundenheit mit der Natur.
Besonders intensiv wird die Beziehung in der Nacht beschrieben. Während die Welt ruht, bleibt der Rhein in Bewegung, unaufhaltsam seiner Bestimmung entgegen. Hier wird das Fließen des Flusses mit dem menschlichen Lebensweg verglichen – beide sind den Mächten des Daseins unterworfen und finden schließlich ihr Ende im Meer, das hier als Metapher für den Tod steht. Das Bewusstsein um die Vergänglichkeit ist spürbar, doch der Rhein begegnet ihr mit Würde.
Im letzten Terzett steigert sich diese Symbolik: Der Fluss „fühlt“ den Tod nahen, doch er verstummt nicht, sondern singt leise „wie ein Schwan“ im Sterben. Diese Anspielung auf den Schwanengesang, das letzte und schönste Lied eines sterbenden Schwans, verleiht dem Rhein eine fast mythische Erhabenheit. So wird der Fluss zum Sinnbild für den würdevollen Umgang mit der Endlichkeit des Lebens, was dem Gedicht eine melancholische, aber zugleich erhabene Note verleiht.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

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