Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
,

Weiße Rose

Von

Weiße Rose, weiße Rose –
Träumerisch
Neigst du das Haupt.
Weiße Rose, weiße Rose –
Balde
Bist du entlaubt.

Weiße Rose, weiße Rose –
Dunkel
Drohet der Sturm.
Im Herzen heimlich –
Heimlich –
Naget der Wurm.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Weiße Rose von Heinrich Seidel

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Weiße Rose“ von Heinrich Seidel verwendet das Bild der weißen Rose, um Themen wie Vergänglichkeit, Zerbrechlichkeit und die heimliche Zerstörung von Schönheit und Unschuld zu thematisieren. In der ersten Strophe wird die Rose als „träumerisch“ beschrieben, die ihr „Haupt neigt“. Diese Darstellung der Blume verleiht ihr eine zarte, beinahe verletzliche Qualität, die mit dem Motiv der Schönheit und Sanftheit verbunden ist. Die weiße Farbe der Rose verstärkt die Assoziation mit Unschuld und Reinheit.

Die zweite Strophe deutet jedoch auf das bevorstehende Vergehen hin: „Balde bist du entlaubt“. Der Verfall der Rose wird hier schon zu Beginn angedeutet, was auf die Vergänglichkeit aller schönen Dinge hinweist. Das Wort „balde“ lässt eine schnelle Veränderung erahnen, und der Verlust der Blätter symbolisiert den Prozess des Vergehens und des Verfalls. Diese Metapher könnte auch auf die Zerbrechlichkeit des Lebens und der Jugend hinweisen, die trotz ihrer Schönheit unaufhaltsam dem Alter und der Vergänglichkeit unterworfen ist.

In der letzten Strophe wird die Rose von einem dunklen „Sturm“ bedroht, der die äußeren Kräfte der Natur symbolisiert, die das Zarte und Schöne zerstören können. Doch der wirkliche „Wurm“ befindet sich im Inneren der Rose, der „heimlich“ nagt. Diese Vorstellung von einer heimlichen, inneren Zerstörung steht metaphorisch für die subtilen, oft unsichtbaren Prozesse, die das Leben oder die Seele langsam und leise zersetzen. Es könnte auf die innere Angst, den Schmerz oder den moralischen Verfall hindeuten, der, obwohl unsichtbar, ebenso verheerend sein kann wie äußere Zerstörung.

Durch die wiederholte Verwendung des Motivs der weißen Rose und ihrer langsamen Zerstörung schafft Seidel eine Atmosphäre der Melancholie und des Nachdenkens über das Leben und seine unvermeidliche Vergänglichkeit. Die Rose wird zum Symbol für alles, was in seiner Reinheit und Schönheit bedroht und zerstört werden kann, sei es durch äußere Einflüsse oder durch innere Konflikte. Das Gedicht fängt die leise Traurigkeit eines Zerfallsprozesses ein, der nicht immer offensichtlich ist, aber dennoch unaufhaltsam voranschreitet.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.