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Ingenieurlied

Von

Dem Ingenieur ist nichts zu schwere:
Er lacht und spricht: Wenn dieses nicht, so geht doch das!
Er überbrückt die Flüsse und die Meere,
Die Berge unverfroren zu durchbohren ist ihm Spaß.
Er türmt die Bögen in die Luft,
Er wühlt als Maulwurf in der Gruft!
Kein Hindernis ist ihm zu groß –
Er geht drauf los! –

Er macht den Riesen sich zum Knechte,
Des wilder Mut, durch Feuersglut aus Wasserflut befreit,
Zum Segen wird dem menschlichen Geschlechte, –
Und ruhlos schafft mit Riesenkraft am Werk der neuen Zeit.
Er fängt den Blitz und schickt ihn fort
Mit schnellem Wort von Ort zu Ort,
Von Pol zu Pol am Eisenstrick
Im Augenblick!

Was heut sich regt mit hunderttausend Rädern
Und Schätze gräbt und Stoffe webt und hastet weit und breit,
Was sich bewegt mit Riemen und mit Federn
Und Lasten hebt, in Lüften schwebt und stampft und dampft und speit,
Was durch die Länder donnernd saust
Und durch die fernen Länder braust,
Das alles schafft und noch viel mehr
Der Ingenieur!

Die Ingenieure sollen leben!
In ihnen kreist der wahre Geist der allerneusten Zeit!
Dem Fortschritt ist ihr Herz ergeben,
Dem Frieden ist hienieden ihre Kraft und Zeit geweiht!
Der Arbeit Segen fort und fort,
Ihn breitet aus von Ort zu Ort,
Von Land zu Land, von Meer zu Meer –
Der Ingenieur.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Ingenieurlied von Heinrich Seidel

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Ingenieurlied“ von Heinrich Seidel feiert in hymnischer Form die Fähigkeiten und den unerschütterlichen Optimismus des Ingenieurs. Der Ingenieur wird als eine fast übermenschliche Figur dargestellt, die keine Herausforderung scheut. In den ersten Strophen wird seine Macht und Unerschrockenheit betont – er „überbrückt die Flüsse und die Meere“ und „durchbohrt die Berge“. Diese Darstellung vermittelt das Bild eines wagemutigen Erfinders und Schöpfers, der mit seiner Technik die Welt transformiert und dabei keine Hindernisse als unüberwindbar ansieht.

Die zweite Strophe betont den Ingenieur als jemanden, der durch seine „Riesenkraft“ und seinen „wilden Mut“ den Fortschritt vorantreibt. Besonders hervorzuheben ist das Bild, wie er „den Blitz fängt“ und ihn „mit schnellem Wort von Ort zu Ort“ schickt. Dies verweist auf die technologische Entwicklung und die Macht der Ingenieure, die Naturgewalten zu zähmen und in den Dienst der Menschheit zu stellen. Der Ingenieur wird als eine treibende Kraft hinter der modernen Zivilisation gezeichnet, die sowohl in der Wissenschaft als auch in der Technik unerreichbare Grenzen überschreitet.

Im weiteren Verlauf des Gedichts wird die Bedeutung des Ingenieurs für die industrielle Revolution und den Fortschritt des modernen Zeitalters weiter ausgebaut. Maschinen, die „mit hunderttausend Rädern“ laufen und durch die Luft „stampfen und dampfen“, symbolisieren die Entwicklung von Technologien, die das Leben der Menschen revolutionieren und den Ingenieur zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Gesellschaft machen. Der Ingenieur wird hier als Schöpfer neuer Welten und als Garant für Fortschritt und Wohlstand dargestellt, der die Erde durch seine Innovationen prägt.

Abschließend ruft das Gedicht zur Anerkennung und Feier der Ingenieure auf, deren „Herz dem Fortschritt“ und „dem Frieden“ gewidmet ist. Sie sind die wahren Träger der „neuesten Zeit“ und ihre Arbeit bringt den Segen von „Ort zu Ort“ und von „Land zu Land“. In dieser Perspektive stellt der Ingenieur nicht nur einen technischen Fachmann dar, sondern auch einen gesellschaftlichen Helden, dessen Arbeit weit über die individuelle Ebene hinaus Auswirkungen hat und eine bessere Zukunft für die gesamte Menschheit ermöglicht. Das Gedicht endet mit einem Lobgesang auf den Ingenieur als unermüdlichen Schöpfer des Fortschritts und der Zivilisation.

Seidel vermittelt durch das Gedicht eine idealisierte Vorstellung des Ingenieurs als visionären, zukunftsorientierten Akteur, dessen Innovationskraft unerschöpflich ist und dessen Werke die Welt in eine neue Ära führen.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.