Umsonst gelebt
Das Zimmer hat nur spärliches Gerät.
Im Herde glimmert ein verkohltes Scheit.
Gleichgiltige Lippen murmeln ein Gebet.
Es stirbt ein Mann. Vom Turme schlägt die Zeit.
Er hat nicht Weib, nicht Kind. Kein Schluchzen tönt.
Er hat geschafft, gelitten und gestrebt.
Für wen? Die Stunde löscht es aus. Er stöhnt.
Ein Schatten weht. Umsonst, umsonst gelebt!
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Umsonst gelebt“ von Hedwig Lachmann zeichnet das Bild eines Mannes, dessen Leben von Leid und Arbeit geprägt ist, jedoch in seiner Endlichkeit keine erkennbare Bedeutung oder Erfüllung findet. Zu Beginn beschreibt die Sprecherin ein karges Zimmer, in dem nur ein „verkohltes Scheit“ im Herd glimmt – ein Bild der Armut und des Verfalls. Die „gleichgültigen Lippen“, die ein Gebet murmeln, verstärken den Eindruck der Entfremdung und der Leere. Es ist ein Moment der Stille und des Wartens auf den Tod, während im Hintergrund die Zeit unaufhaltsam weiterläuft, symbolisiert durch das „Schlagen der Turmuhr“.
Die zweite Strophe beschreibt das Leben des Mannes, das von harter Arbeit, „Schaffen“, „Leiden“ und „Streben“ geprägt ist. Doch trotz all dieser Anstrengungen bleibt das Leben ohne tiefere Bedeutung. Die Frage „Für wen?“ wird nicht beantwortet – eine zentrale Aussage des Gedichts, die die Existenz des Mannes als vergeblich erscheinen lässt. Die Stunde, die den Mann schließlich auslöscht, zeigt, dass all sein Tun im Angesicht des Todes ohne bleibenden Wert bleibt. Das Stöhnen des Mannes und der „Schatten“, der weht, symbolisieren die Leere und das Vergehen des Lebens, das von der Zeit und dem Tod unaufhaltsam vernichtet wird.
Das Wort „umsonst“ wiederholt sich am Ende des Gedichts und verstärkt den bitteren Klang der Erkenntnis, dass das Leben des Mannes vergeblich war. Trotz all seiner Anstrengungen und seines Leids gibt es keine spürbare Erfüllung, keine Liebe, keine Kinder oder Familie, die ihm einen Sinn verleihen könnten. Der Tod löscht nicht nur das Leben des Mannes aus, sondern auch die Bedeutung seines Lebens. Lachmanns Gedicht thematisiert die Vergänglichkeit und den Sinnverlust im Leben eines Einzelnen, der in einer Welt lebt, die ihm keine wirkliche Bedeutung oder Bestätigung bietet.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.