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Im Schnee

Von

Schneegeriesel. Flocken über Flocken.
In der weichen Luft zerfliesst der Schaum,
Und kein Windhauch weht die Erde trocken.

Aber, wenn im Frost erstarrt der Flaum,
Reift er schnell zu glitzernden Kristallen
Und blinkt dann am Boden und am Baum.

– Nasser Schnee ist auf mein Haar gefallen –
In den Bergen türmt er sich zu Eis
Und zu donnernden Lawinenballen.

Von den Dächern tropft es leise, leis,
Und dazwischen gleiten und verschwimmen
Fern und ferner, kaum dass ich es weiss,

Dämmernde Gedanken, leise Stimmen
Wie Erinnern, wie ein Atem bloss,
Einer Sehnsucht aufgescheuchtes Glimmen.

Alles fliesst der Erde in den Schoss.
Dieses Lebens gleitende Gesichte,
Ungezählte Tropfen, Los um Los,

Einen Augenblick beglänzt vom Lichte –
Oder in der rauhen Luft gereift,
Und nun auf der harten Erde dichte

Sternkristalle, bis ein Wind sie streift.

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Gedicht: Im Schnee von Hedwig Lachmann

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Im Schnee“ von Hedwig Lachmann beschreibt die vielen Facetten des Schnees und seine Wirkung auf die Umgebung. Die ersten Zeilen zeichnen ein Bild von sanft fallenden Schneeflocken, die in der „weichen Luft“ zerfließen. Diese ruhige und fast träumerische Szenerie wird durch den Verzicht auf einen Windhauch betont, was eine Atmosphäre der Stille und des Innehaltens schafft.

Im weiteren Verlauf des Gedichts kontrastiert Lachmann diese zarte Erscheinung des Schnees mit seiner Verwandlung zu festen, „glitzernden Kristallen“ im Frost. Diese Metamorphose symbolisiert den Übergang von etwas Weichem und Flüchtigem zu etwas Beständigem und Funken sprühendem, das sich sowohl in der Natur als auch in der menschlichen Wahrnehmung widerspiegelt. Die Darstellung des Schnees als „wiedererstarrt“ und die Erwähnung von „donnernden Lawinenballen“ erzeugen eine Dramatik und Stärke, die die sonst so sanfte, ruhige Szene unterbricht.

Die Zeilen, in denen der Schnee „auf mein Haar gefallen“ ist und die „Dachtröpfchen leise“ tropfen, erinnern an eine innere, persönliche Verbindung mit der Natur, die hier in Form des Schnees als eine fast mystische Erfahrung dargestellt wird. Die „dämmernden Gedanken“ und „leise Stimmen“ symbolisieren ein Erinnern oder Nachdenken, das sich in der Stille des Schnees spiegelt – ein Moment der Kontemplation und der Sehnsucht.

Im letzten Abschnitt des Gedichts öffnet sich die Darstellung der Schneelandschaft zu einem weiten, fast philosophischen Blick. Lachmann spricht von „ungezählten Tropfen“ und „Lichtern“, die den fließenden, vergänglichen Charakter des Lebens und der Zeit betonen. Der Schnee wird zu einem Symbol für die Unbeständigkeit des Lebens, das sich in ständiger Veränderung und Vergänglichkeit befindet, während die „Sternkristalle“ und der „Wind“ als Metaphern für die äußeren Einflüsse und die Zerbrechlichkeit des Daseins dienen.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.