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Notturne

Von

Du hörst das Herz der Stadt ganz leise pochen
Durch der Paläste Marmorbrust. Der Wind,
Ein Atemzug, streift die Alleen. Ganz leise.
Der tausend Brunnen Schlummerrede rauscht.

Die Flüsse rinnen silbern in das Dunkel,
Die Zeit. Und aus Zypressen trägt der Traum
Verworrnes Wort der eingeschlafnen Sänger.
Der Grillen Laut vermischt sich ganz der Nacht.

Du hast ins Astwerk einer großen Pinie
Dein Saitenspiel gehängt. Du möchtest ruhn.
Stark duftet Lorbeer aus den schwarzen Gärten.
Die schweren Lider hat die Sphinx gesenkt.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Notturne von Hans Schiebelhuth

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Notturne“ von Hans Schiebelhuth entführt den Leser in eine nächtliche Szene, die von sanfter Ruhe und tiefem Schweigen geprägt ist. Zu Beginn des Gedichts wird das „Herz der Stadt“ als „ganz leise pochen“ beschrieben, was eine fast intime Verbindung zwischen der Stadt und dem Betrachter herstellt. Die „Paläste Marmorbrust“ und der Wind, der „ganz leise“ durch die Alleen streift, unterstreichen eine Atmosphäre der Zurückhaltung und des sanften Fließens. Diese Bilder schaffen ein Gefühl von Ruhe, das mit der Nacht und dem inneren Frieden verbunden ist.

Die „tausend Brunnen“ und ihre „Schlummerrede“ verstärken den Eindruck einer Stadt, die in den stillen Stunden der Nacht eine beinahe mystische Ruhe ausstrahlt. Die Geräusche der Brunnen und der Flüsse, die „silbern in das Dunkel“ rinnen, sind nicht störend oder aufdringlich, sondern eher ein Teil des nächtlichen Atems der Welt. Die Verbindung von „Zeit“ und „Dunkel“ lässt einen Gedankengang entstehen, dass die Zeit in der Nacht beinahe stillsteht, und dass diese Ruhe auch eine Art von Vergessen oder Loslassen beinhaltet.

Die Vorstellung, dass der Traum „verworrnes Wort der eingeschlafnen Sänger“ aus den Zypressen trägt, erzeugt ein Gefühl der Vergänglichkeit und des Unklaren. Der Traum, der in den „Zypressen“ verborgen liegt, könnte für eine Form von Erinnerung oder unerfülltem Wunsch stehen, der von der Nacht bewahrt wird. Der „Grillen Laut“, der sich mit der Nacht vermischt, ergänzt das Bild einer Natur, die in der Dunkelheit ihre eigene Sprache spricht, leise und unaufdringlich.

Am Ende des Gedichts gibt es eine fast surrealistische Wendung, als der Betrachter „ins Astwerk einer großen Pinie“ ein „Saitenspiel“ hängt. Dies könnte als Symbol für das Aufgeben und Loslassen von Aktivitäten und Gedanken gedeutet werden, um in den Schlaf zu finden. Die „schwarzen Gärten“ mit dem Duft des Lorbeers und die „schweren Lider“ der Sphinx, die sich senken, erzeugen das Bild einer tiefen, erhabenen Ruhe und eines metaphysischen Zustands. Die Sphinx, eine mystische Figur, scheint das Geheimnis der Nacht zu bewahren, während der Betrachter sich in dieser transzendenten Ruhe verliert.

Schiebelhuths „Notturne“ ist ein Gedicht, das eine tiefe Verbindung zur nächtlichen Stille und der sanften Vergänglichkeit des Lebens aufbaut. Es beschreibt eine Nacht, die von Ruhe, Erinnerung und einer mystischen Präsenz durchzogen ist, und fordert den Leser auf, sich in der Dunkelheit zu verlieren, wo alles in einem sanften, beinahe traumhaften Fließen verschwindet.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.