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Blume Drangsal

Von

Blühmüd, mühmüd, nie gereift,
Nie Frucht geworden, Mahl, noch Bitterbeere, Zierde
einem Tische
Heftest du wertlos am Weg, ein Ätzkraut, bis
der zerstörerische
Fuß des Verfemten versehrend dich streift.

Glühmütig dennoch, Giftblume Drangsal, bestäubst –
Lagert er – Schmerzdistel du, seine Stirn mit mondfarbnen
Pollen bang.
Sein Sinn achtet dich, sein Aug betrachtet dich, lang, allzulang,
Bis du mit Duft unnennbar den Schlaflosen tödlich betäubst.

Du küsst seine Not. Aber sein Herz hat nicht
Zehrung für dich noch Traum, noch Triebe, die du erweckst
Und, Wurzel in sein ersteintes Verständnis
gesprengt, bedeckst,
Überwächst du nachts, Quecke unjätbar, sein
unwegsamstes Gesicht.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Blume Drangsal von Hans Schiebelhuth

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Blume Drangsal“ von Hans Schiebelhuth ist eine düstere, symbolträchtige Auseinandersetzung mit dem Thema unerfüllter Sehnsucht, Schmerz und der Wirkung von zerstörerischer Liebe. Die „Blume“ zu Beginn des Gedichts erscheint als ein Symbol für etwas, das nie seine volle Blüte entfaltet hat, „nie gereift“ und „nie Frucht geworden“ ist. Sie bleibt „wertlos am Weg“ und wird als „Ätzkraut“ bezeichnet, was auf eine schmerzhafte, zerstörerische Präsenz hinweist. Diese Blume lebt am Rande des Lebens, ohne je einen Nutzen oder eine Bestimmung zu finden. Ihre Existenz wird von der Gewalt eines „zerstörerischen Fußes“ bedroht, was das Bild eines unaufhaltsamen, selbstzerstörerischen Schicksals zeichnet.

Doch trotz dieser Vergeblichkeit bleibt die Blume „glühmütig“ und trägt „Gift“. Sie bestäubt den „Schmerzdistel“ mit „mondfarbnen Pollen“, was die toxische, aber dennoch verführerische Natur der Blume symbolisiert. Ihre Wirkung auf den „Schlaflosen“ ist tödlich, da sie mit ihrem Duft eine betäubende Wirkung hat, die den „Schlaflosen“ in einen Zustand der Unbewusstheit oder gar des Verhängnisses versetzt. Diese Metapher für eine ungesunde, aber anziehende Leidenschaft zeigt die zerstörerische Kraft von unerfüllter Liebe oder Sehnsucht, die nur zu Schmerz führt, ohne je eine wahre Erfüllung zu finden.

Das Gedicht verdeutlicht, dass der „Schlaflose“ – derjenige, der von dieser „Blume“ beeinflusst wird – weder die „Zehrung für dich“ noch die „Triebe, die du erweckst“ in sich hat. Das Herz des anderen ist leer, es gibt keine Reaktion auf das, was die Blume anbietet. Ihre Versuche, etwas zu erwecken, sind vergeblich, denn der andere ist bereits in sich selbst erstarrt, unempfänglich für das, was sie zu bieten hat. Die „Wurzel in sein ersteintes Verständnis“ wird „gesprengt“, was darauf hindeutet, dass tief verwurzelte, feste Überzeugungen oder Blockaden des anderen nicht durchdrungen werden können, selbst nicht von der scheinbar so kraftvollen Blume.

Am Ende des Gedichts wächst die Blume unaufhaltsam und überdeckt das „unwegsamste Gesicht“ des „Schlaflosen“, was sie als eine unaufhaltsame, beunruhigende Präsenz darstellt. Die Blume ist „Quecke unjätbar“, was auf ihre Fähigkeit hinweist, sich immer wieder zu verbreiten und sich von der negativen Energie des anderen zu nähren, ohne je eine Lösung oder Erlösung zu bieten. Schiebelhuths Gedicht malt ein Bild von der vergeblichen Suche nach Liebe und Anerkennung, die zu nichts führt, sondern nur zu weiterem Schmerz und Zerstörung. Die Blume bleibt ein ungehört klingendes Echo der Sehnsucht und des unerwiderten Verlangens.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.