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Häusliches Stillleben – Das Fenster

Von

Mein Fenster geht nach Morgen,
Nach Morgen geht mein Sinn;
Da ziehen meine Sorgen
Und meine Sehnsucht hin.

Ihr Mitternachtsgesichte,
Nun weichet weit zurück;
Mich grüßt vom reinen Lichte
Der erste frühe Blick.

Die Luft um Brust und Locken
Mir spielet frisch und mild,
Wohin denn willst du locken,
O Lust, so gotterfüllt?

Die fernen Klänge dringen
So rührend in mein Ohr,
Hinauf möcht′ ich mich schwingen
Zum Aufgang hoch empor.

Das goldne Thor steht offen,
Die liebe Stimme spricht,
Da weilt mein süßes Hoffen,
Da wohnt das ew′ge Licht.

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Gedicht: Häusliches Stillleben - Das Fenster von Max von Schenkendorf

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Häusliches Stillleben – Das Fenster“ von Max von Schenkendorf ist eine poetische Reflexion über die Sehnsucht nach Erneuerung und dem Licht, das mit dem Morgen verbunden ist. Es beginnt mit der Ausrichtung des lyrischen Ichs auf den Morgen, einem Ort der Hoffnung und der Zielrichtung für die Sorgen und Sehnsüchte. Das Fenster wird zum Portal in eine Welt der Erwartung und des Aufbruchs, ein Symbol für die Möglichkeit, die Dunkelheit hinter sich zu lassen und sich dem Licht zuzuwenden.

Die zweite Strophe vertieft diese Thematik, indem sie die Nachtvisionen als etwas Distanziertes beschreibt, das nun zurückweicht, um dem „reinen Lichte“ Platz zu machen. Dieser Kontrast verdeutlicht die transformative Kraft des Morgens, die das Ich von negativen Gedanken befreit. Die Beschreibung der „frisch und mild“ spielenden Luft verstärkt das Gefühl der Leichtigkeit und des Neubeginns. Die Frage „Wohin denn willst du locken, / O Lust, so gotterfüllt?“ drückt die Faszination des Ichs für die unberührte Schönheit und die Erfüllung aus, die mit dem Aufgehen der Sonne einhergehen.

In den folgenden Strophen intensiviert sich die Hinwendung zum Licht und zum Idealen. Die „fernen Klänge“ und der Wunsch, sich „hinauf“ zu „schwingen“, deuten auf eine spirituelle Sehnsucht und den Wunsch nach Erhebung hin. Der „Aufgang“ wird zum Ziel, der sich in den Bildern des „goldnen Thor“ und der „liebe[n] Stimme“ materialisiert. Diese Metaphern symbolisieren den Zugang zu einer höheren Ebene des Bewusstseins, wo das „süße Hoffen“ und das „ew’ge Licht“ ihren Ort haben. Das Gedicht mündet in einem Zustand der Hoffnung und des Glaubens an eine transzendente Wirklichkeit.

Insgesamt ist das Gedicht ein Loblied auf den Morgen und die Hoffnung, die er birgt. Es nutzt die einfache Bildsprache, um eine tiefe Sehnsucht nach Erneuerung, Freiheit und spiritueller Erleuchtung auszudrücken. Das Fenster dient als ein wichtiges Symbol, durch das die Welt, wie sie im lyrischen Ich erlebt wird, eine Verwandlung durchläuft und eine neue Dimension des Glücks und der Hoffnung erfährt. Schenkendorfs Gedicht bietet somit eine tröstliche Botschaft der Hoffnung und des Glaubens, die durch die Anziehungskraft des Lichts und die Aussicht auf eine bessere Zukunft genährt wird.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.