Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
, , , ,

Deutschheit

Von

Sie tönen alle laut in mir zusammen
Die reinen Hymnen vaterländ’scher Dichter;
In meinem deutschen Herzen wird es lichter:
Nicht schäm‘ ich mich, von solchem Volk zu stammen.

Ob auch erloschen seines Mutes Flammen,
Doch immer aus geweihten Sängen spricht er;
Es hält der Kraft Ermunterer und Richter,
Der Dichtung Geist, die Seelen noch beisammen.

So schallet über die gefällten Eichen
Und über des gestürzten Haines Trümmer
Der Vögel lieblicher Gesang noch immer.

Sie singen ihre heil’gen Grabeslieder
Auf die gefallnen Riesenstämme nieder,
Und Wiegensang den neu aufblühnden Zweigen.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Deutschheit von Gustav Schwab

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Deutschheit“ von Gustav Schwab ist eine patriotische Reflexion über das kulturelle Erbe Deutschlands, insbesondere durch seine Dichter. In einer Zeit politischer Schwäche oder gesellschaftlicher Unsicherheit sieht Schwab in der Dichtung eine bleibende, geistige Kraft, die Identität stiftet und das Volk verbindet. Dabei hebt er das Weiterwirken der „vaterländ’schen Dichter“ als moralisches und kulturelles Fundament hervor.

Schon in den ersten Versen macht Schwab deutlich, dass er sich nicht schämt, „von solchem Volk zu stammen“. Auch wenn der „Mut“ des Volkes erloschen sei, lebt sein Geist in der Dichtung weiter. Die Dichter erscheinen dabei nicht nur als Künstler, sondern als „Kraft Ermunterer und Richter“, die Orientierung geben und Zusammenhalt stiften. Diese Auffassung von Dichtung als moralischer Instanz ist typisch für die Zeit der Restauration und des frühen 19. Jahrhunderts.

Im letzten Terzett entfaltet Schwab ein starkes Naturbild: Über den Trümmern eines gefällten Waldes erklingt weiterhin „der Vögel lieblicher Gesang“. Dieses Bild steht symbolisch für die deutsche Kultur: Auch wenn das politische oder gesellschaftliche Gebilde zerstört scheint, bleibt der geistige Ausdruck lebendig. Der Gesang ist dabei zugleich ein Trauergesang über Vergangenes und ein Wiegenlied für das Kommende – also Ausdruck von Erinnerung wie auch Hoffnung.

„Deutschheit“ ist somit ein Gedicht über kulturelle Kontinuität in Zeiten des Umbruchs. Es verankert nationale Identität nicht in militärischer oder politischer Macht, sondern in der geistigen Kraft der Dichtung. Möchtest du noch eine Einordnung, wie dieses Gedicht im historischen Kontext nach den Napoleonischen Kriegen zu verstehen ist?

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.