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An Pauline

Von

Zwar von stolzen Haargeflechten
Ist mir jüngst ein Wort entfahren;
Doch mit deinen blonden Haaren,
Liebes Kind! will ich nicht rechten.

Von der ächten deutschen Farbe,
In so schön gewundnen Glocken
Senken sich die goldnen Locken
Reich, wie unsrer Felder Garbe;

Wallen um die Schultern lieblich,
Ach! das will von Stolz nicht sagen;
Sicher war’s in alten Tagen
So bei deutschen Frauen üblich!

Dazu, liebes frommes Mühmchen!-
(Was errötest du so züchtig?)
Leuchten blauvergißmeinnichtig
Deine Äuglein, wie ein Blümchen.

So voll Demut ist ihr Lächeln,
Jede Locke muss bescheiden,
Selbst die stolzeste, dich kleiden,
Dienstbar immer dich umfächeln.

Endlich, wenn dein Mund gesprochen,
Wenn aus der geweihten Stille
Nun die ganze Rosenfülle
Deiner Lippen aufgebrochen:

Wenn sich zu den sanften Tönen
Jetzt dein Haupt beginnt zu regen,
Sich die Locken mitbewegen,
Dein Bejahen hold verschönen –

Nein! den süßen Haargeflechten
Soll kein Tadel widerfahren!
Mit so schönen blonden Haaren
Wahrlich! wäre schwer zu rechten!

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Gedicht: An Pauline von Gustav Schwab

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An Pauline“ von Gustav Schwab ist eine zärtliche und zugleich humorvolle Hommage an eine junge Frau, deren äußere Schönheit und besondere Eigenschaften in den Mittelpunkt gestellt werden. In der ersten Strophe geht der Sprecher auf das „stolze Haargeflecht“ ein, das er kürzlich kritisiert hatte, um dann mit den „blonden Haaren“ der Pauline eine wesentlich sanftere und ästhetischere Schönheit zu beschreiben. Die „blonden Haare“ werden hier nicht nur als äußerliche Merkmale, sondern als Ausdruck von Reinheit und Anmut dargestellt, die in ihrer Zartheit und Feinheit mit den „deutschen Frauen“ vergangener Tage in Verbindung gebracht werden.

Die zweite Strophe betont das Bild der „goldnen Locken“, die sich wie „unsrer Felder Garbe“ senken – eine Metapher, die die Fülle und Fruchtbarkeit dieser Haare in den Kontext der Natur stellt. Diese Haarpracht wird als ein Symbol für das ursprüngliche, authentische deutsche Ideal der Schönheit dargestellt, das mit dem Stolz einer längst vergangenen Zeit verbunden ist. Schwab verwendet hier die Symbole von „Glocken“ und „Garben“, um die sanfte, aber zugleich kraftvolle Ausstrahlung der Haare zu beschreiben, die in einer Art Natürlichkeit und Harmonie zu Paulines Gesamtbild passen.

In der dritten Strophe beschreibt der Sprecher die „blauen Augen“ von Pauline, die wie ein „Blümchen“ leuchten, was die Sanftheit und Unschuld ihrer Erscheinung unterstreicht. Das „Erröten“ und das „züchtige“ Verhalten der jungen Frau werden als Ausdruck ihrer Demut und ihrer inneren Schönheit dargestellt, was Schwabs Lob für ihre Charaktereigenschaften verstärkt. Die „Demut“ wird hier mit einer fast heiligen Zartheit verbunden, was sie zu einer idealisierten Figur macht, die sowohl äußerlich als auch innerlich anmutig ist.

Die vierte Strophe spricht das „Lächeln“ und die „bescheidenen Locken“ an, die der gesamten Erscheinung von Pauline eine sanfte und geduldige Aura verleihen. Die „stolzeste“ Locke soll sich nicht gegen den Charakter der Demut und des Gehorsams stellen – sie wird von der inneren Bescheidenheit des Mädchens geführt und erstrahlt in einem neuen Licht. Hier wird das Bild einer Frau gezeichnet, deren Schönheit durch ihre innere Haltung und ihren Charme noch verstärkt wird. Schwab suggeriert, dass wahre Schönheit nicht nur im äußeren Erscheinungsbild liegt, sondern auch in der Art und Weise, wie sie sich in der Welt präsentiert.

In der letzten Strophe des Gedichts beschreibt Schwab die Wirkung von Paulines Lippen und der sanften Bewegung ihres Kopfes, wenn sie spricht. Der „süße Haargeflecht“ und die „schönen blonden Haare“ werden schließlich als völlig unantastbar und perfekt dargestellt – eine feierliche Würdigung der äußeren wie inneren Schönheit der Frau. Schwab hebt auf humorvolle Weise hervor, dass mit einer solchen Schönheit keine Kritik möglich ist, da sie die perfekte Harmonie von Geist und Körper verkörpert. Ihre Anmut, sowohl in der Bewegung als auch im Lächeln, lässt alle „Tadel“ überflüssig erscheinen.

Schwab kombiniert in diesem Gedicht eine genaue Beobachtung von äußerer Schönheit mit einer lobenden Würdigung innerer Werte wie Demut und Züchtigkeit. Die Darstellung von Pauline als eine ideale Frau, deren äußere Merkmale mit ihren inneren Qualitäten in Einklang stehen, folgt einer romantischen Vorstellung von Schönheit, bei der der Mensch nicht nur aufgrund seiner äußeren Erscheinung, sondern auch wegen seiner Tugenden gepriesen wird.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.