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Die Liebe

Von

Ohne Liebe
Lebe, wer da kann.
Wenn er auch ein Mensch schon bliebe,
Bleibt er doch kein Mann.

Süße Liebe,
Mach‘ mein Leben süß!
Stille nie die regen Triebe
Sonder Hindernis.

Schmachten lassen
Sei der Schönen Pflicht!
Nur uns ewig schmachten lassen,
Dieses sei sie nicht.

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Gedicht: Die Liebe von Gotthold Ephraim Lessing

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Die Liebe“ von Gotthold Ephraim Lessing stellt eine philosophische Auseinandersetzung mit der Bedeutung der Liebe im menschlichen Leben dar. Zu Beginn des Gedichts wird die Liebe als eine essentielle Kraft thematisiert. Der Sprecher fordert den Leser zu einer beinahe stoischen Haltung heraus: „Lebe, wer da kann, / Ohne Liebe“, wobei er andeutet, dass ein Leben ohne Liebe zwar möglich ist, aber der Mensch dann etwas Entscheidendes verlieren würde. „Er bleibt doch kein Mann“, was impliziert, dass die Liebe das ist, was den Menschen ausmacht, ihn zu einem wahren „Mann“ im umfassenden, emotionalen Sinne macht. Hier wird die Liebe als eine Grundvoraussetzung für das vollständige Menschsein dargestellt.

Im nächsten Abschnitt wird die „süße Liebe“ als eine Quelle des Lebens und der Freude beschrieben. Der Sprecher bittet die Liebe, das Leben „süß“ zu machen, was die transformative und lebensbejahende Kraft der Liebe unterstreicht. Doch es wird auch darauf hingewiesen, dass die Liebe niemals die „regenden Triebe“ stillen soll, sondern vielmehr als ein „Hindernis“ in einer aktiven und lebendigen Form verstanden wird. Die Liebe soll nicht passiv oder einengend sein, sondern sie soll die Triebe und Sehnsüchte anregen und zugleich Hindernisse und Herausforderungen schaffen, die das Leben spannender und intensiver machen.

Im dritten Abschnitt des Gedichts geht es darum, dass die „Schöne“ – die ideale Geliebte – in der Pflicht stehe, dem Sprecher zu „schmachten“ und ihn zu begehren. Diese Idee, dass „Schmachten“ eine Pflicht der Geliebten ist, klingt zunächst fast romantisch, wird aber im letzten Vers relativiert. Es wird betont, dass die Geliebte nicht einfach „ewig schmachten lassen“ soll, sondern dass sie ebenso aktiv in das Liebesverhältnis eingebunden werden muss. Die Liebesbeziehung soll auf Gegenseitigkeit beruhen, und die Idee, dass nur eine Seite die Sehnsucht ertragen soll, wird abgelehnt.

Lessing setzt sich hier mit den verschiedenen Aspekten der Liebe auseinander und betont sowohl die lebensspendende Kraft der Liebe als auch die Notwendigkeit von Gegenseitigkeit und aktiver Teilnahme. Die Liebe ist nicht nur ein passiver Zustand, sondern eine dynamische, herausfordernde und belebende Erfahrung, die das Leben prägt. Das Gedicht vermittelt eine differenzierte Sicht auf die Liebe, die sowohl Sehnsucht und Hingabe als auch Eigenständigkeit und aktives Streben umfasst.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.