Lückenbüßer
Ein Harfner hatt‘ ein Harfenspiel
Für seine Hand ersonnen
Drauf hatt‘ er süßen Lobes viel
Im Land umher gewonnen.
Keck stahl das Harfenspiel ein Schwarm
Von Affen gleichen Jüngern,
Und quälte sich, dass Gott erbarm!
Dem Harfner nachzufingern.
Viel Glück, viel Glück zum Ehrenschmaus,
Ihr ruhmbeflissnen Jünger!
Die Harfe macht’s allein nicht aus,
Stehlt ihm auch Hand und Finger
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Lückenbüßer“ von Gottfried August Bürger beschreibt auf humorvolle Weise das Thema von Nachahmung und der Unfähigkeit, wahre Kunst zu reproduzieren. Zu Beginn erfahren wir von einem Harfner, der ein einzigartiges und von ihm selbst erdachtes Harfenspiel geschaffen hat, für das er viel Lob und Anerkennung im Land erhält. Es wird angedeutet, dass der Harfner mit seiner Kunst wahrhaftig etwas Besonderes geschaffen hat und dafür hoch geachtet wird.
Doch dann erscheint ein Schwarm Affen, der das Harfenspiel des Harfners stiehlt und sich bemüht, es nachzuahmen. Die Affen, die als törichte „Jünger“ dargestellt werden, können jedoch nur vergeblich versuchen, das Kunstwerk des Harfners nachzuahmen. Die humorvolle Vorstellung, dass die Affen sich abmühen, das Harfenspiel nachzufingern, verdeutlicht auf witzige Weise die Unfähigkeit, wahre Kreativität und Kunst zu replizieren, wenn es an den notwendigen Fähigkeiten und der Originalität fehlt.
In der letzten Strophe wird der Ironie des Gedichts eine weitere Dimension hinzugefügt. Der Harfner, der mit seiner Kunst berühmt geworden ist, wird in seiner Bedeutung bestätigt – es ist nicht nur das Harfenspiel an sich, das die Ehre und Anerkennung bringt, sondern auch der Mensch, der es erschaffen hat. Die „Hand und Finger“ des Harfners sind unersetzlich, was die Idee unterstreicht, dass wahre Kunst mehr ist als bloße Nachahmung.
Das Gedicht thematisiert also die Unterschiede zwischen Originalität und bloßer Kopie und spiegelt auf humorvolle Weise die Bedeutung des schöpferischen Prozesses. Die Affen, die nur in der Lage sind, zu imitieren, versagen in ihrer Nachahmung und verdeutlichen, dass wahre Kunst nicht einfach reproduziert werden kann. Es ist ein ironischer Kommentar zu jenen, die versuchen, das Werk eines anderen zu kopieren, ohne die nötige Fähigkeit und Kreativität zu besitzen, die für das wahre Meisterwerk erforderlich sind.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.